Hühner im eigenen Garten halten: Hier boomt der Trend

Germaringen - Die Zahl der Hühnerhalter in urbanen Gegenden steigt, in Bayern beispielsweise zuletzt um 83 Prozent. Sie halten meist nur ein paar Tiere. Bianca Holzheu ist eine von ihnen. Warum macht sie das?

Bianca Holzheu (v.l.n.r), Tanja Wagenseil und Jakob halten im Garten ihres Hauses Hühner.
Bianca Holzheu (v.l.n.r), Tanja Wagenseil und Jakob halten im Garten ihres Hauses Hühner.  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Drei Generationen, eine Leidenschaft: Wenn Bianca Holzheu, ihr Sohn Jakob und ihre Mutter Tanja Wagenseil im Hühnergehege im Garten vor dem Haus in Germaringen stehen, ist schwer auszumachen, wessen Augen am meisten leuchten. In unmittelbarer Nähe der Allgäuer Stadt Kaufbeuren hält die Familie neun Hühner und zehn Wachteln.

Und ist damit in bester Gesellschaft. Denn das Halten von Hühnern erlebt derzeit einen Boom, wie die Tierseuchenkassen verschiedener Bundesländer bestätigen.

Doch was löst ihn aus, den Hühner-Hype, der oft Familien mit Gärten und kleinen Kindern zu übermannen scheint? Die Frühstückseier allein sind es laut Hühnerhalterin Holzheu nicht.

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"Ich möchte meinen Sohn einfach zeigen, woher Lebensmittel stammen. Und dass es Arbeit macht, sie zu bekommen. Die Hühner müssen ja gepflegt werden", sagt die 26-Jährige mit einem Lächeln. Einen Bezug zur Natur zu vermitteln sei ihr ebenso wichtig wie anderen Kleinsthaltern, mit denen sie in Kontakt steht.

Holzheu selbst packte das Hühner-Fieber als Kind. "Ich wollte ursprünglich ein Kalb. Das passte nicht in den Garten. Also habe ich den Hasenstall zum Hühnerstall umfunktioniert", erinnert sich Holzheu. Mit der Zeit wuchs die Zahl der Tiere und die Rassen wurden exotischer.

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Begeisterung im Angesicht des Huhns: Jakob (4) füttert im Garten mit seiner Oma Tanja die Haustiere.
Begeisterung im Angesicht des Huhns: Jakob (4) füttert im Garten mit seiner Oma Tanja die Haustiere.  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Viele ihrer Kleinsthalter-Kollegen sind allerdings neu im Geflügel-Geschäft, wie den Zahlen der Bayerischen Tierseuchenkasse zu entnehmen ist. Im Vergleich der Jahre 2019 und 2023 sei zu erkennen, dass die "Anzahl der Haltungen in den Städten um rund 83 Prozentpunkte zugenommen hat", sagt deren Geschäftsführer Michael Köstler.

In Rheinland-Pfalz ist die Tierseuchenkasse derzeit dabei, eine Geflügelkasse einzurichten. "Bisher war das unverhältnismäßig, da ein paar wenige Halter sehr viele Tiere hatten", erklärt Geschäftsführerin Heidrun Mengel. Das habe sich aber stark verändert. "Sehr viele der Hühnerhalter sind inzwischen auch hier Kleinsthalter."

Dass Hühner bei Stadtkindern Begeisterung auslösen, hat Holzheu zuletzt im Kindergarten ihres vierjährigen Sohnes erlebt. Dort ließ sie Eier in einem Brutautomaten ausbrüten. "Die Kinder haben das Geschehen begeistert verfolgt und waren hin und weg von den Küken", erzählt sie. Nach dem Schlüpfen zogen die Tiere in ihr Wohnzimmer und anschließend in den Garten. Besucht wurden sie dort in regelmäßigen Abständen von den Kindergartengruppen.

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Unterschätzt werde aber oft der Aufwand, den eine solche Aktion bedeutet. Nächtelang stand Holzheu auf, um die Küken im Kindergarten in kurzen Zeitabständen zu versorgen. Anfragen, die sie etwa oft von Seniorenheimen bekommt, lehne sie deshalb ab.

"Das ist für mich als Privatperson nicht zu stemmen. Aber wenn ich sehe, wie viele Kinder keine Ahnung haben, woher Milch oder eben Eier kommen, weiß ich: Zumindest im Kindergarten sind wir auf dem richtigen Weg" sagt die Kaufbeurerin.

Titelfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

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