Fingerhakeln: Kurioser Brauch sorgt für blutige Mittelfinger
Fischbachau - Wie viel Kraft so mancher im Finger hat, können Fans eines kuriosen alpenländischen Brauchs bei einer besonderen Meisterschaft begutachten.
Fingerhakler aus ganz Bayern werden am Sonntag (10 Uhr) in Fischbachau im Landkreis Miesbach erwartet. Sie kämpfen auf Einladung der Schlierachgauer Fingerhakler um den Titel des bayerischen Meisters.
Mit der Kraft des Mittelfingers wird versucht, den anderen an einem Lederring zu sich über den Tisch - beziehungsweise die Tischkante - zu ziehen. Die Hakler sitzen dabei auf Hocken an einem speziellen Tisch.
Die entsprechende Redensart "jemanden über den Tisch ziehen", so heißt es, sei aus diesem alpenländisch-archaischen Kräftemessen entstanden.
Wie beim Gewichtheben gibt es verschiedene Klassen von Leichtgewicht bis Schwergewicht. Davor sind Jugend und Senioren dran, die ältesten Hakler sind über 70 Jahre alt.
Frauen-Wettkämpfe gibt es nicht. Man schließe die Damen nicht aus, aber es sei halt doch ein Kraftsport, sagt der Schlierachgauer Vorstand Georg Hailer.
Bayerischer Brauch: Männer messen Kräfte mit dem Mittelfinger
Wie in anderen Sportarten gibt es bei den Fingerhaklern feste Regeln.
Mit dem Knie dürfen sich die Gegner gegen den extra gepolsterten Tisch stemmen, der wie die Hocker der Wettkämpfer genaue Maße haben muss. Die Schuhe aber dürfen nicht an die Tischkante. Einmal eingehakelt dürfen die Wettkämpfer nicht mehr aufstehen. Wenn der Schiedsrichter verkündet: "beide Hakler fertig ... zieht!" - geht es los.
An die zehnmal müssen die Hakler in k.o.-Runden antreten - da kann es schon mal blutige Finger geben.
Es gibt bayerische, deutsche und alpenländische Meisterschaften - verbreitet ist der Brauch vor allem in Bayern und Österreich.
Titelfoto: Frank Leonhardt dpa/lby