Eklat bei Preis-Gala: "dicht & ergreifend" lehnen den "sogenannten Bayerischen Kulturpreis" ab
Regensburg – Die Hip-Hop-Band "dicht & ergreifend" ("Wandadoog", "Bierfahrerbeifahrer") haben als erste Gewinner in der Geschichte des Bayerischen Kulturpreises die Auszeichnung abgelehnt.
In einem entsprechenden, gut neunminütigen YouTube-Video geben die bayerischen Künstler ein Statement ab, das sie so gerne auch – nach eigenen Angaben in dem Beitrag – auf der Gala vorgetragen hätten.
Aus – zumindest aus Veranstalter-Sicht – vermutlich nachvollziehbaren Gründen wurde dies jedoch nicht gestattet. Ebenso wie ihr Vorhaben auf dem "Marketing-Live-Gala-Abend" für "ein einheimisches, unabhängiges Hilfsprojekt in Burkina Faso" möglichst viele Spenden zu sammeln.
In dem Video richtet man sich an alle "Gönnerinnen und Gönner" und zeigt sich – in zynischem Tonfall – dankbar, dass das Bundesland Bayern "in diesen apokalyptischen Zeiten eine solch wohltätige Veranstaltung" auf die Beine gestellt zu haben.
Man "dankt" unter anderem dem preisstiftenden Energieunternehmen Bayernwerk, deren "Mutterkonzern e.on ihren Gewinn im letzten Geschäftsjahr auf magere 8,1 Milliarden Euro steigern konnte und dadurch in der Lage ist, uns hilfsbedürftigen Künstlern mit der horrenden Summe von 5000 Euro" für die Verdienste im Kulturbereich zu unterstützen.
Ein weiterer Dank ging an die bayerische Staatsregierung, die diese Veranstaltung auf die Beine gestellt hätte, "ohne auch nur einen Cent aus den staatlichen Kulturtöpfen für die heute anwesenden Preisträgerinnen und Preisträger auszugeben".
Preis(geld) für zwei Mädchen aus Westafrika angedacht
Die "dicht & ergreifend GbR" hatte im Vorjahr in etwa 5000 Euro Mehrkosten für Energie als üblich bezahlen müssen. "Und da schließt sich der Kreis".
Dann wird der süffisante Ton schlagartig ernster: Alle zehn Sekunden stirbt auf der Welt ein Kind den Hungertod. Sie erzählen von dem neun Jahre alten, obdachlosen Mädchen Adjaratu (Name phonetisch übernommen).
Man wolle nun das Preisgeld von 5000 Euro an das Mädchen spenden, um ihr die drohende Zwangsverheiratung zu ersparen.
Da die Band den Preis allerdings abgelehnt hat – nachdem sie keine Spenden auf der Gala sammeln durften – zahlen sie die 5000 Euro jetzt aus der Bandkasse. Woher das Geld am Ende käme, sei schließlich irrelevant.
Ein weiterer Spendenaufruf für die unterernährte Lydie an die "wohlgenährten Damen und Herren" im Saal, fällt wegen der Absage natürlich auch flach.
Man habe indessen einen Ersatzpreis kreiert, der auf Ebay versteigert werde, um auch Lydie einen neuen Lebenslauf schenken zu können. Das aktuelle Angebot steht bei 8600 Euro.
Titelfoto: Montage: dicht & ergreifend (2)