Demo fordert politische Maßnahmen: Rund 11.000 Teilnehmer feiern CSD in Nürnberg
Nürnberg - Bunt, divers und mit Forderungen nach politischen Maßnahmen für mehr Gleichstellung sind am Samstag beim Christopher-Street-Day (CSD) rund 11.000 Menschen durch Nürnberg gezogen.
"We all bleed red" und "lieb doch wen du willst" war auf Transparenten zu lesen. Die Demo war Höhepunkt eines zweiwöchigen Treffens von Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen.
Oberbürgermeister Marcus König (42, CSU) führte mit Dragqueens Marcel(la) Rockefeller (35) den Zug an. Auch viele Vertreter aus Politik, Gesellschaft und aus örtlichen Unternehmen liefen mit.
Die Teilnehmer überquerten einen gerade geschaffenen Fußgängerüberweg in Regenbogen-Farben in die Altstadt. Oberbürgermeister König war wegen des Überwegs im Netz massiv angegangen und beleidigt worden.
Die Demo stand unter dem Motto "Queerer Aktionsplan Bayern jetzt". Die Community verlangt darin unter anderem eine konsequente Verfolgung und Erfassung von queerfeindlichen Straftaten.
Etwa werde ein heruntergerissenes Demo-Plakat bisher eben nur als Sachbeschädigung gewertet, sagte Bastian Brauwer, Vorsitzender des CSD Nürnberg. Außerdem müsse frühzeitig auch in der Schule über queere Lebensweisen aufgeklärt werden.
Kirche in der Kritik: Kein "safe space" für queere Menschen
"Da geht es nicht um Sexualkunde, sondern um romantische Beziehungen und geschlechtliche Identität."
Zuletzt hatte der Stopp der Ausstellung "Jesus liebt" des schwulen Künstlers Rosa von Praunheim (80) in der Nürnberger Egidienkirche für Wirbel gesorgt.
Die Schau war nach wenigen Tagen wegen heftiger Anfeindungen geschlossen worden. Die Bilder sind nun in der Kreisgalerie in Nürnberg zu sehen.
Die Reaktionen auf den Fußgängerüberweg und auf die Praunheim-Ausstellung hätten stärker in die Öffentlichkeit gebracht, welcher Diskriminierung queere Menschen weiterhin ausgesetzt seien und welche Probleme es noch immer gebe, sagte Brauwer vom Verein CSD Nürnberg.
Der CSD Nürnberg hatte die vom Kirchenvorstand beschlossene Schließung der Ausstellung in der Kirche als "fatales Zeichen aus dem Raum der Kirche" gewertet. Kirche sei in diesem konkreten Fall kein "safe space" für queere Menschen und ihre Kultur gewesen.
"Danke an Rosa von Praunheim, dass er mit seinen Mitteln gezeigt hat, wo die kirchliche und gesellschaftliche Debatte steht", kommentierte der Förderverein Christopher-Street-Day vergangene Woche.
Titelfoto: Daniel Karmann/dpa