Von Kathrin Zeilmann
München - Auf Bio-Höfen brauchen Rinder, Schafe und Ziegen künftig zwingend eine Weide – so will es die EU.
Aber: Längst kann nicht jeder Bio-Bauer in Bayern genug Weideland vorweisen – und muss möglicherweise aufhören, ökologisch zu produzieren.
"Einige Betriebe konnten bereits Lösungen finden", sagte Heidi Kelbetz, Sprecherin der bayerischen Landesvereinigung für den ökologischen Landbau (LVÖ).
Es gebe aber auch Betriebe, die die Vorgabe bislang nicht umsetzen konnten – die etwa mitten im Dorf liegen und keine Flächen direkt am Hof hätten oder die Tiere über vielbefahrene Straßen zur Weide treiben müssten.
Ob sie es noch schaffen, die Weidepflicht zu erfüllen? Der Bayerische Bauernverband (BBV) zeichnet ein düsteres Bild: "Zahlreiche Biolandwirtinnen und -landwirte mit Pflanzenfressern bereiten ihren Ausstieg aus dem Ökolandbau vor", teilte der Verband jüngst mit.
"Die EU-Kommission darf nicht zulassen, dass der bayerische Ökolandbau erodiert und Wertschöpfung verloren geht und muss schnellstmöglich Lösungen eröffnen", sagte BBV-Präsident Günther Felßner. Tiere auf der Weide – das sei eine "wunderbar tiergerechte Haltungsform", aber eben leider nicht überall umsetzbar.
Kann auch überzeugte und vorbildliche Öko-Betriebe treffen
Manfred Gilch, Vorstand des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), erwartet, dass für mindestens ein Viertel der Biomilcherzeuger in Süddeutschland diese Weideverpflichtung das Aus ihrer Biomilcherzeugung bedeute.
Betriebe, die jahrzehntelang ihre Flächen ökologisch bewirtschaftet, aber eben das Pech einer ungünstigen Hoflage und Flächenverteilung hätten, würden nicht nur ihren Bio-Aufschlag auf den Milchpreis verlieren, sondern auch ihre Öko-Flächenprämien.
"Mit solchen starren Regelungen erweist man Natur, Mensch und Tier wirklich einen Bärendienst", sagte Gilch.
Die Vorgabe sieht vor, dass in der Weidezeit gemäß der EU-Ökoverordnung allen Pflanzenfressern wie Rindern und Schafen ein Zugang zu Weideflächen ermöglicht werden muss.
Betroffene Betriebe, die das bislang nicht gewährleisten konnten, müssen in diesem Jahr ein Weidekonzept erstellen und mit der Umsetzung beginnen. Die vollständige Umsetzung müsse dann 2026 erfolgen.