Braunbär in Oberbayern: Deutliche Spuren im Schnee und tote Schafe

Oberaudorf/Rosenheim - Im oberbayerischen Landkreis Rosenheim sind viele Menschen beunruhigt: Ein Braunbär ist in der Region unterwegs. Erst hat er im Schnee Tatzenabdrücke hinterlassen, dann auf einer Alm Schafe gerissen. Ein sogenannter "Problembär" ist er nach ersten Erkenntnissen der Behörden aber noch nicht.

Ein Braunbär hat im Schnee im oberbayerischen Landkreis Miesbach eine Spur hinterlassen.
Ein Braunbär hat im Schnee im oberbayerischen Landkreis Miesbach eine Spur hinterlassen.  © Bayerisches Landesamt für Umwelt/dpa

Die staatlichen Stellen sind aber wachsam: Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (52, Freie Wähler) bezeichnet die Sicherheit der Menschen als absolut vorrangig. "Im Ernstfall kommen alle Maßnahmen in Betracht", sagt Glauber am Donnerstag in München. "Bayern ist auf das Thema Bär vorbereitet."

In Oberaudorf ist der Bär natürlich das große Gesprächsthema. Aber: Der Bär sei ja schon länger in der Region unterwegs, sagt Bürgermeister Matthias Bernhardt. Vielleicht sei er auch schon weitergezogen. Insofern seien die Bürger sicher besorgt, aber "es gibt keinen Volksaufruhr". Wichtig sei nun, vor allem mit den Almbauern zu sprechen und ihnen zu helfen. Da sei die Politik gefordert. Denn einfache Weidezäune könnten einen Bären nicht abhalten. "Das Problem haben wir ja auch beim Wolf."

Momentan könnten die Landwirte ihre Tiere nicht auf die Almen auftreiben. "Es entstehen viele Probleme, über die man viel früher schon hätte reden müssen", sagt Bernhardt. In der Region gebe es ein riesiges Almengebiet. Sollten sich Bären fest ansiedeln, wäre es für Landwirte wohl nicht mehr attraktiv, die Almen zu bewirtschaften. Dann würde das Gebiet verstrauchen. "Das wäre verheerend."

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Zudem ist der Landkreis ein beliebtes Touristenziel. Die Gemeinden stünden vor der Aufgabe, Touristen klar zu machen, dass hier unter Umständen ein Bär unterwegs sein könnte - auch wenn die Wahrscheinlichkeit nicht hoch sei.

Siedeln sich Bären dauerhaft in Bayern an?

Dass Bären Bayern durchstreifen ist nicht ungewöhnlich. Meist sind es junge männliche Tiere auf der Suche nach einen Partnerin.
Dass Bären Bayern durchstreifen ist nicht ungewöhnlich. Meist sind es junge männliche Tiere auf der Suche nach einen Partnerin.  © Lino Mirgeler/dpa

Grundsätzlich ist es nicht ungewöhnlich, dass im südlichen Bayern Bären umherstreifen. Meist sind das junge, männliche Tiere, die nach einer Partnerin suchen.

Zuletzt gab es den Behörden zufolge im Sommer 2022 Nachweise in den Landkreisen Bad-Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen. Eine dauerhafte Ansiedlung von Bären im Freistaat erwarten Fachleute nicht.

Allerdings hinterlässt der tödliche Angriff einer Braunbärin auf einen Jogger im Trentino ein ungutes Gefühl. Das Tier mit der Kennung "JJ4" hatte Anfang April einen Mann attackiert. In der Nacht zum Dienstag war die Bärin - eine Schwester des 2006 in Bayern erschossenen Bären "Bruno" - eingefangen worden.

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Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt (LfU) befindet sich im Trentino von Bayern aus gesehen die nächste Bären-Population - etwa 120 Kilometer vom Freistaat entfernt. Dort leben demnach rund 100 Bären.

Angst vor Wolf und Bär? Bei Begegnung Ruhe bewahren und nicht wegrennen

Mitarbeiter des Trentiner Forstkorps bereiten den Transport der Bärin JJ4, die in der Nacht mit Hilfe einer großen Rohrfalle gefasst wurde, in ein Wildreservat vor.
Mitarbeiter des Trentiner Forstkorps bereiten den Transport der Bärin JJ4, die in der Nacht mit Hilfe einer großen Rohrfalle gefasst wurde, in ein Wildreservat vor.  © -/Provinzregierung Trentino/dpa

Uwe Friedel ist beim Bund Naturschutz (BN) Experte für Wolf und Bär. Die Sorge der Menschen vor einer Begegnung mit deinem Braunbären kann er nachvollziehen. "Ich hätte auch Angst", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Was also tun? "Sich bewusst machen: Ich gehöre nicht in das Beuteschema."

Bären seien in erster Linie Vegetarier, etwa 75 Prozent ihrer Nahrung sei pflanzlich, der Rest Insekten oder Ameisen und vielleicht auch ein Schaf, sofern es einfach zu erreichen sei.

Wichtig sei, das Verhalten eines Bären behördlich zu beobachten. Sollte eine Konditionierung auf Menschen erkennbar sein, müsse eingegriffen werden, so Friedel. "Also einfangen oder Abschuss." Der Riss von Weidetieren mache einen Bären nicht zum Problembären. Das sei normales Schlagverhalten.

In der Regel fänden Begegnungen mit Menschen aus der Distanz statt. "Bären sind scheu." Sie seien aber auch neugierig und reizbar. Sollte es doch zu einem nahen Aufeinandertreffen kommen, gelte es ruhig zu bleiben, nicht wegzurennen und keine Äste oder Steine nach dem Bären zu werfen, sagt Friedel. Zudem sollte man einen Bären, der vielleicht nach Beeren sucht und einen nicht bemerkt hat, nicht erschrecken.

Richte sich ein Bär auf, sei das nicht als Drohgebärde zu verstehen. Vielmehr wolle sich der Bär einen Überblick verschaffen und selber sicher sein. In der Regel ziehe sich das Tier zurück. Sollte sich das Tier einem Menschen nähern, dann meist auch aus Neugierde, so Friedel.

Hinlegen und die Hände in den Nacken nehmen, lautet der Expertenrat für diese Situation, auch vom LfU. Dann könne der Bär erkennen, dass er nicht angegriffen wird.

Titelfoto: Bildmontage: Bayerisches Landesamt für Umwelt/dpa, Lino Mirgeler/dpa

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