Söders Spitzel? Große Empörung über Spionage-Aufruf unter Nachbarn

München - Die neuen Corona-Schutzmaßnahmen bestimmen seit der Ankündigung eines vierwöchigen sogenannten Wellenbrecher-Lockdowns die Diskussionsthemen - und spalten weiter Gemüter und Gesellschaft.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder appellierte am Donnerstag an die Vernunft der Bürger.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder appellierte am Donnerstag an die Vernunft der Bürger.  © Peter Kneffel/dpa

Nach dem Beschluss von Bundeskanzlerin Angela Merkel (66, CDU) und der Ministerpräsidenten werden unter anderem private Kontakte ab Montag stark beschränkt, Restaurants und Freizeiteinrichtungen geschlossen und Veranstaltungen abgesagt.

Vor allem Künstler und Gastronomen laufen Sturm gegen die strengen - und in den Augen vieler Betroffenen nicht verhältnismäßigen - Regelungen, die am Montag gelten.

Doch für Empörung sorgt vor allem eine Sache: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (53, CSU) setzt Medienmeldungen zufolge auf die Kontrollen durch Nachbarn. 

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Demnach sollen Verstöße gegen die Einhaltung der Maßnahmen im privaten Bereich - ähnlich wie sonst bei Ruhestörungen - durch Nachbarn gemeldet werden.

Entsprechend verständnislos reagierte man im Internet. Nachdem beispielsweise der "Spiegel" auf Facebook darüber berichtete, empörten sich zahlreiche Nutzer. "Cool, jetzt packt er Instrumente der DDR aus", schreibt einer zynisch. Und ist mit seiner Kritik nicht alleine.

Nicht alle stehen der Spionage-Idee negativ gegenüber

Hubert Aiwanger (l.) und Markus Söder bei der Pressekonferenz nach der außerordentlichen Kabinettssitzung.
Hubert Aiwanger (l.) und Markus Söder bei der Pressekonferenz nach der außerordentlichen Kabinettssitzung.  © Peter Kneffel/dpa

"Also bitte, bei allem Verständnis, aber ich werde sicher nicht meine Nachbarn überwachen oder melden oder irgendjemandem hinterherspionieren. So weit kommt es noch. No way", schreibt ein User auf Facebook. 

Im gleichen Beitrag kommentiert ein weiterer: "Geil. Dann dürfen meine Nachbarn mich also, wenn ich in Bayern wohne, denunzieren. Schöne neue Welt!" und ein anderer kritisiert: "Denunziantentum und Bespitzelung..... hatten wir das nicht schon mal?"

Auch die Sendung "Quer" des Bayerischen Rundfunks nahm sich des Themas unter anderem auf Facebook an. 

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Die Reaktionen fallen vergleichbar aus: "Zur Bespitzelung aufzurufen egal aus welchen Beweggründen ist einfach jämmerlich", "Die Älteren kennen den Spruch vielleicht noch: Der grösste Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziation" oder "Die deutsche Blockwartmentalität ist nie ausgestorben" sind nur ein paar wenige Beispiele.

Doch nicht alle sind gegen diese Idee: "Recht hat er! Wer sich nicht an die derzeitigen Maßnahmen hält ist ein unsozialer Egoist. Ist bloß eine begrenzte Zeit. Das sollte jeder Mensch hin bekommen. Es geht um die Gesundheit und die Existenz vieler Menschen" oder "Die Maßnahmen, die jetzt eintreten sind absolut berechtigt anhand der hohen Infektionszahlen, alle Achtung Herr Söder und Frau Merkel. Wir hoffen alle, daß wir durch die Pandemie kommen, allen viel Gesundheit." (Alle Texte übernommen.)

Tatsächlich wies Bayerns Ministerpräsident in der Pressekonferenz nach der Kabinettssitzung gezielt darauf hin, dass private Massenfeiern "sanktionsbewährt" also verboten sind.

Die Pressekonferenz, in der CSU-Chef Söder am Donnerstag die geplanten Maßnahmen für Bayern verkündet hatte, findest du >>> hier

Titelfoto: Peter Kneffel/dpa

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