Bayerischer Dialekt: Weißt Du, was ein "Fotzenhobel" ist?

München - Eine neue Online-Datenbank bietet Übersetzungshilfen für die bayerischen Dialektwörter - und bewahrt zugleich ein Stück Geschichte des Freistaats. Was verbirgt sich hinter Worten wie "Schwammerl", "bockeln" oder "Fotzenhobel"?

Die Homepage der Internet-Datenbank "Bayerns Dialekte Online" der Bayerische Akademie der Wissenschaften wächst stetig weiter.
Die Homepage der Internet-Datenbank "Bayerns Dialekte Online" der Bayerische Akademie der Wissenschaften wächst stetig weiter.  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Selbst Nordlichter dürften sie auf den ersten Blick als bayerische Vokabeln erkennen - aber selten wissen, was sie bedeuten.

Seit gut einem Monat liefert die Internet-Datenbank "Bayerns Dialekte Online" (BDO) Übersetzungen für die vielfältigen Begriffe der Mundart.

Ein Angebot, das rege genutzt wird: Rund 25.000 Aufrufe verzeichnete die Bayerische Akademie der Wissenschaften, die das Angebot betreibt, im ersten Monat.

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"Mundartwörterbücher wie dieses sind ein Blick in die Geschichte der deutschen Sprache", sagt Andrea Schamberger-Hirt, Redaktionsleiterin bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Die Datenbank befindet sich derzeit in einer Testphase und ist noch lange nicht vollständig. Sie besteht aus drei Teilwörterbüchern - für die Regionen Franken, Bayerisch-Schwaben und den bairischen Sprachraum (Oberpfalz, Nieder- und Oberbayern).

Mittlerweile enthält die Datenbank rund 125.000 Artikel. "Fotzenhobel" bezeichnet übrigens eine Mundharmonika.

Großes Interesse an bayerischen Mundart-Wörtern

Die bairischen Begriffe sollen künftig den größten Bestand davon ausmachen. Bislang ist jedoch erst ein kleiner Teil zum Nachschlagen aufgearbeitet - im Alphabet ungefähr bis zum Buchstaben D.

Das liegt an einer schier unüberschaubaren Quellenlage: Rund 18 Millionen Belege liegen der nach und nach umfassender werdenden Datenbank zugrunde - insbesondere Fragebögen, auf denen Menschen Mundart-Begriffe aus ihrer Heimat vermerkt haben. Die ältesten datieren auf die Zeit des Ersten Weltkriegs, häufig verfasst im heute mühsam zu entziffernden Sütterlin. Hinzu kommen für die altbayerischen Dialekte Quellen aus Archiven: "Wir gehen da zurück bis ins Frühmittelalter", sagt Schamberger-Hirt.

Auch heute noch erfragt die Bayerische Akademie der Wissenschaften bei Bürgern Wörter im heimischen Dialekt. Für viele sei das ein Stück Traditionspflege: "Die Menschen haben ein großes Bedürfnis, dass Wörter, die ihre Oma noch gesagt hat, dokumentiert werden."

Bis sich die Datenbank als praktisch vollständig bezeichnen darf, wird es dabei noch dauern: Zumindest für den bairischen Mundartbereich soll sich die Dokumentation bis zum Jahr 2064 hinziehen.

Titelfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

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