Aus "Herr Keßler" wird "Herr Kessler": Diese Gründe gibt es für Namensänderungen
München - Namensänderungen jenseits von Heirat und Scheidung sind in Bayern keine Seltenheit - aber auch kein Massenphänomen. Das zeigt eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in den größeren bayerischen Städten.
So gab es in München im vergangenen Jahr laut Angaben der Stadt etwa 1000 Beratungsgespräche zu sogenannten öffentlich-rechtlichen Namensänderungen. Daraus resultierten 173 Antragsverfahren. 162 Personen durften letztendlich ihren Namen ändern.
Bei Dreiviertel der Personen ging es demnach um den Nachnamen, nur bei einem Viertel um den Vornamen.
Am häufigsten sei der Wunsch, einen Doppelnachnamen auf einen eingliedrigen Namen zu ändern, heißt es aus der bayerischen Landeshauptstadt.
Auch schwierige Schreibweise oder Aussprache zählen demnach zu häufigen Gründen für einen Änderungswunsch, ebenso wie der Wunsch, Umlaute und "ß" abzuändern, damit der Name im Ausland besser verständlich ist.
Aber auch belastende familiäre Hintergründe, etwa bei Kindern nach einer Scheidung, führten zu Änderungsanträgen.
Andere Städte berichten ebenfalls, dass die meisten Antragstellerinnen und Antragsteller ihren Nachnamen ändern wollen - nicht den Vornamen. Laut München liegt der größere Wunsch daran, dass bei Missfallen des Vornamens zumindest Personen mit mehreren Vornamen eine einfachere Alternative haben: Sie können die Reihenfolge ihr Vornamen beim Standesamt ändern lassen, um so den Rufnamen zu ändern.
Doch es gibt Ausnahmen: In Nürnberg haben die Vornamensänderungen mit 60 Prozent ein leichtes Übergewicht. In Ingolstadt ist das Verhältnis Vor- und Nachname laut Stadt ausgewogen.
Namensänderung: Wenige Ablehnungen durch vorherige Beratung
Wie in München werden auch in anderen Städten die meisten Anträge genehmigt. Grund sind vorherige Beratungen. Sie sollen dafür sorgen, dass Anträge ohne Erfolgsaussicht erst gar nicht gestellt werden.
In Augsburg beispielsweise wurden 2023 nur zehn von 74 Anträgen abgelehnt. Regensburg genehmigte sogar alle Anträge (46 Stück).
"Wir schätzen, dass im Jahr 2023 circa 60 bis 70 Personen erfolgreich von einer Antragstellung abgeraten werden konnte, da keine Erfolgsaussichten bestanden", sagte eine Stadtsprecherin.
Ähnlich ist es in Würzburg. Hier wurden vergangenes Jahr laut Stadt zwar nur für 13 Namen Änderungsanträge gestellt.
Aber: "Die Anzahl an mündlichen Anfragen wie auch per E-Mail liegt weit über den Zahlen der tatsächlichen Anträge", sagte eine Stadtsprecherin.
Wenn man heißt wie eine Schusswaffe
Psychische Belastungen werden den Städten zufolge ebenfalls häufig bei den Anträgen als Gründe für den Änderungswunsch vorgebracht. In Ingolstadt durfte ein Name geändert werden, der einer bekannten Schusswaffe entsprach und zu Hänseleien führte.
In Erlangen duften Menschen die Vornamen Adolf, Chantal oder Kevin wechseln. Würzburg berichtet vom Fall einer aramäischen Familie, die ihren Zwangsnamen ändern lassen wollte. Aramäern in der Türkei wurden früher teils türkische Familiennamen zwangsweise auferlegt.
Als weitere vorgebrachte Gründe nennt Ingolstadt Namen, die auf eine ausländische Herkunft hindeuteten, wenn dies Probleme bei Wohnungs- oder Arbeitsplatzsuche mache. Dass ein Name ausländischen Ursprungs sei, genüge aber nicht als alleiniger Grund.
Auch Menschen mit Namensvettern stellten gelegentlich Anträge, etwa wenn ein anderer Mensch gleichen Namens negativ bei der Schufa erfasst sei.
Wenn eine Namensänderung abgelehnt wird, liegt das laut der Stadt München meist am gewählten neuen Namen, zum Beispiel wenn eine Adelsbezeichnung vorgeschlagen wird. In Ingolstadt wollte ein Künstler, der viel in den sozialen Medien unterwegs ist, einen Namen, der dem einer bekannten öffentlichen Person sehr ähnlich war. Der Antrag wurde ebenfalls abgelehnt.
Titelfoto: Jens Kalaene/dpa