Jetzt bedroht sie Bayern: Das macht die Asiatische Hornisse so gefährlich

Würzburg - Der neue Gegner der bayerischen Honigbiene ist rund drei Zentimeter groß, kann rückwärts fliegen, in der Luft wie ein Helikopter stehen und ist blitzschnell. Der Name: "Vespa velutina" alias Asiatische Hornisse. Das Problem: Die Biene kennt ihren neuen Feind noch nicht, doch der lauert vor ihren Fluglöchern. Die Folge: Das Bienenvolk stellt die Arbeit ein, verbraucht aber weiterhin Nektar.

Eine Asiatische Hornisse (Vespa velutina) im Flug.
Eine Asiatische Hornisse (Vespa velutina) im Flug.  © Stefan Berg/Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau/dpa

Der Exot aus dem südostasiatischen Raum ist laut Europäischer Union eine der gefährlichsten invasiven Arten überhaupt - für Imker eine ernsthafte Bedrohung. Laut Prognosen soll die Asiatische Hornisse bald die Grenzen zum Freistaat überfliegen. 

Derzeit sei sie nur noch 30 bis 40 Kilometer von Unterfranken entfernt, sagt Bienen-Expertin Nicole Höcherl von der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Würzburg der Deutschen Presse-Agentur. Jederzeit müsse man mit dem ersten Fund in Bayern rechnen.

Das Würzburger Institut für Bienenkunde und Imkerei des LWG Bayern etablierte ein bayernweites Frühwarnsystem. Im Rahmen des Forschungsprojekts "BeeWarned" werden Daten gesammelt, wann, wo und wie schnell sich das Insekt im Freistaat ausbreiten wird. Jeder bayerische Imker sollte eine Asiatische Hornisse sicher bestimmen können. Auch die Bevölkerung ist gebeten, mögliche Sichtungen der neuen Art zu melden. 

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Denn, wenn sich die Asiatische Hornisse erstmal einrichtet, ist es schwer nachzukommen: Die Asiatischen Hornissen bilden stabile Populationen und haben wenige Fressfeinde oder Jagd-Konkurrenten in der Gegend.

Die "Vespa velutina" bildet rasch große Populationen

Für Imker stellt die Asiatische Hornisse eine Bedrohung dar. (Symbolbild)
Für Imker stellt die Asiatische Hornisse eine Bedrohung dar. (Symbolbild)  © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Zwar jagt auch die heimische Hornisse Honigbienen, aber diese machen laut Höcherl nur fünf Prozent der Beute aus. "Bei der Asiatischen Hornisse sind es mindestens 37 bis maximal 85 Prozent", sagt Höcherl. Zudem sind die Völker mit 1000 bis über 2000 Tieren viel größer, bei der einheimischen Hornisse sind es 400 bis 700. 

Die Nistplätze der Asiatischen Hornisse befinden sich meist in Baumwipfeln in über zehn Meter Höhe und werden oft erst im Spätherbst gefunden, wenn Laub von den Bäumen fällt. Dann können die Königinnen, die ab September begattet werden und im nächsten Jahr die Nester gründen, schon in ihr Winterquartier ausgeflogen sein.

In Europa wurde das erste Exemplar der Art "Vespa velutina" im Jahr 2004 in Bordeaux entdeckt, vermutlich durch Töpferware eingeschleppt. In Deutschland konnte das erste Tier 2014 in Baden-Württemberg nachgewiesen werden. 

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Im September vergangenen Jahres identifizierten Wissenschaftler des Centrums für Naturkunde der Universität in Hamburg erstmal ein lebendes Exemplar. Ein halbes Jahr später, im Frühling 2020, fanden Naturschützer ein ganzes Nest in der Hansestadt.

So kann man eine asiatische Hornisse von einer einheimischen unterscheiden

Das Bild zeigt die in Deutschland einheimische Hornisse "Vespa crabro".
Das Bild zeigt die in Deutschland einheimische Hornisse "Vespa crabro".  © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

In diesem Jahr wurde in den USA eine rund fünf Zentimeter große Asiatische Hornisse gefunden, laut Entomologen eine der größten Hornissen der Welt. Ihr Stachel soll für manche Menschen tödlich sein. Daher wurde sie in den Medien auch als "Mörder-Hornisse" oder "Honigbienenkillerin" betitelt. 

Allerdings: Bei dieser Riesenhornisse handelt es sich um die eingeschleppte Art "Vespa mandarinia", die in Deutschland nicht vorkommt.

Die Stiche der Art "Vespa velutina" seien hingegen nicht gefährlicher als die einheimischer Wespenarten, sagt Höcherl. "Vespa velutina" lassen sich gut von den etwas größeren, heimischen Europäischen Hornissen "Vespa crabro" unterscheiden. Der Kopf der Europäischen Hornisse ist rötlich bis schwarz gefärbt, die Asiatische Hornisse hat einen schwarzen Kopf mit orangener Stirn. Der Thorax der Asiatischen Hornisse ist komplett schwarz und der Hinterleib dunkler: Die vorderen Segmente sind schwarz, nur die Spitze ist orange-gelb gefärbt. Die europäische Art weist hingegen zur Spitze hin die wespentypische schwarz-gelbe Färbung. Die vorderen Segmente sind rotbraun und schwarz.

In Frankreich werden Asiatischen Hornissen unter anderem durch großangelegte Fangaktionen mit beköderten Flaschen gejagt. In der Schweiz rüsten sich der Forschungsanstalt Agroscope zufolge Bund und Kantone mit einem Notfallkonzept und bilden Spezialisten aus, um Nester zu zerstören. 

In Deutschland wäre ein solches Vorgehen laut Naturschutzbund nicht erlaubt, da heimische und bedrohte Insekten sterben könnten. Zum Beispiel die heimische Hornisse "Vespa crabro", die unter Artenschutz steht. Experten warnen daher vor Anleitungen für selbstgebaute Lockfallen aus dem Internet. Das könnte einen Verstoß gegen die Bundesartenschutzverordnung zur Folge haben.

Die genauen Auswirkungen auf die heimische Tier- und Pflanzenwelt seien noch nicht absehbar. Laut Naturschutzbund könne man nur beobachten, inwieweit die Asiatische Hornisse Einfluss auf die heimische Fauna haben wird - denn ihre Einwanderung nach Europa sei inzwischen unumkehrbar.

Titelfoto: Stefan Berg/Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau/dpa

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