Größtes Kreuzfahrtschiff der Welt kommt direkt von der Werft auf den Schrott
Wismar - Ab auf den Schrott! Die "Global Dream II" sollte eigentlich das größte Kreuzfahrtschiff der Welt werden, bis die MV Werften pleite gingen und niemand mehr das Schiff retten konnte.
Auf dem Kreuzfahrtriesen hätten mit 9500 Passagieren so viele wie auf keinem anderen Schiff Platz gehabt und wären über die Weltmeere geschippert. Doch dazu wird es nie kommen!
Das Hongkonger Unternehmen "Star Cruises" hatte bei den mittlerweile pleite gegangenen MV Werften 2016 zwei große Kreuzfahrtschiffe in Auftrag gegeben. 2018 begann in Warnemünde der Bau der "Global Dream", nur ein Jahr später startete der Bau der "Global Dream II" in Rostock-Warnemünde. Bis heute sind beide noch nicht fertiggestellt.
Aufgrund der Corona-Pandemie und des zwischenzeitlichen Lockdowns, von dem der Kreuzfahrtbetreiber besonders betroffen war, wurden die Arbeiten eingestellt. Der Status besteht auch heute noch.
Was dem eigentlichen Bau den Todesstoß gab, war die Anmeldung der MV Werften zur Insolvenz im Januar 2022. Selbst die Muttergesellschaft Genting Group aus Singapur konnte nicht mehr einspringen. Denn auch ihre Tochtergesellschaft in Hongkong ging pleite, die die Kreuzfahrtlinie "Star Cruises" betreibt.
Die "Global Dream" ist zu drei Vierteln fertig, der Bau soll abgeschlossen werden. Bei der "Global Dream II" sieht es hingegen duster aus. Insolvenzverwalter Christoph Morgen gab vor kurzer Zeit bekannt, dass das Schiff nicht mehr zu retten aus, obwohl der Bau auch hier bereits weit fortgeschritten ist. Seit drei Jahren liegt sie bereits im Trockendock in Warnemünde.
ThyssenKrupp baut ab 2024 auf Gelände von MV Werften Militär-Schiffe statt Kreuzfahrtriesen
So soll der komplette Rumpf fertig und die Maschinen eingebaut sein. Morgen wird versuchen, die Maschinen und Anlagen zu verkaufen, der Rumpf wird lediglich verramscht. Stückweise soll der Stahlkoloss zu Geld gemacht werden.
Lange Zeit gab es für den Kreuzfahrtriesen sogar einen echten Interessenten. "Stena" aus Schweden wollten nicht nur die "Global Dream II" kaufen, sondern noch zwei weitere Schiffe der Genting und damit eine Kreuzfahrtlinie in Asien etablieren. Doch dann entschied Genting-Besitzer Lim Kok Thay eine eigene Marke zu gründen.
Zudem ist aufgrund der Corona-Lage in Asien unklar, wann Kreuzfahrten wieder profitabel sind. Dazu kommen die Territorialkonflikte Chinas mit seinen Nachbarn.
Ein weiteres Problem ist, dass die "Global Dream II" in anderen Teilen der Welt nicht fahren kann. Für Einsätze in Europa und Nordamerika müssten neben Kabinen auch die Decks und Maschinen umgebaut werden. Für mögliche Investoren ist das abschreckend.
Für die "Global Dream", die im Dock in Wismar liegt, gilt auch Stillstand. ThyssenKrupp kaufte die Anlage und will ab 2024 dort militärische Schiffe bauen. Das Dock muss bis Ende 2023 geräumt werden.
Zwar könnte die "Global Dream" mit einem Schlepper überall hin transportiert werden und dort fertiggestellt werden, doch bislang hat sich kein Käufer gefunden. Einige Wochen Zeit dafür hat Insolvenzverwalter Morgen noch. Gelingt ihm kein Deal, findet eine offene Auktion statt und dem Kreuzfahrtriesen droht ein ähnliches Schicksal wie der "Global Dream II" - der Schrotthaufen!
Titelfoto: Bernd Wüstneck/dpa