Bluttat von Pragsdorf: Joels mutmaßlicher Killer (14) fiel durch aggressives Verhalten auf

Pragsdorf/Neubrandburg - Dieses schreckliche Verbrechen in Mecklenburg-Vorpommern ruft bundesweit Bestürzung hervor. In Pragsdorf ist der kleine Joel (†6) brutal getötet worden. Der mutmaßliche Täter ist erst 14 Jahre alt und lebte in dem kleinen Örtchen mitten unter den Bewohnern.

Am Fundort der Leiche hinterließen Trauernde ein Meer aus Blumen, Kerzen und Kuscheltieren.
Am Fundort der Leiche hinterließen Trauernde ein Meer aus Blumen, Kerzen und Kuscheltieren.  © Stefan Sauer/dpa

Die Familie des Opfers und des Beschuldigten kannten sich aus dem dörflichen Milieu, wie die Ermittler am frühen Dienstagnachmittag bei einer Pressekonferenz im Polizeipräsidium Neubrandenburg sagten.

Der 14-Jährige war bei seiner Verhaftung am Dienstagmorgen in Pragsdorf "gefasst und zeigte eigentlich nicht viele Gefühlsregungen", informierten der zuständige Chefermittler Olaf Hildebrandt. Bislang schweigt der Beschuldigte zu den Vorwürfen.

Polizeilich sei der Jugendliche vor der Bluttat nicht in Erscheinung getreten. Vor einem Jahr war er nur einmal als vermisst gemeldet worden.

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Da es sich um einen sehr jungen Jugendlichen handelt, will die Polizei weder jetzt noch künftig viel zu den konkreten Lebensumständen und dem Motiv des mutmaßlichen Killers preisgeben. Die Ermittler sehen eine "sehr hohe Wahrscheinlichkeit", dass sie den Richtigen haben. Dennoch gilt weiterhin die Unschuldsvermutung.

Erschreckend ist: "Wir wissen durch die Ermittlungen, dass er in der Vergangenheit bereits durch aggressives Verhalten gegenüber Kinder aufgefallen ist", berichtete Hildebrandt und ergänzte: "Ziemlich häufig zum Teil." Die Beamten gehen davon aus, dass diese Affinität zu Gewalt im Zusammenhang mit der Tat stehe.

Verdächtiger geriet noch am Tattag in den Fokus der Polizei

Die Polizei erhielt bei ihren Befragungen Hinweise von den Dorfbewohnern.
Die Polizei erhielt bei ihren Befragungen Hinweise von den Dorfbewohnern.  © Stefan Sauer/dpa

Der Kriminalhauptkommissar spricht auf der Pressekonferenz von einem "einzigartig brutalen und grausamen durchgeführten Verbrechen", bei dem mit "massiver Gewalt in Form" vorgegangen sei, und zwar "in Form von stumpfer und spitzer Gewalt". Um was für eine Art von Messer es sich genau handelt, wollten die Beamten zunächst nicht sagen.

Bereits vor der Festnahme machten im Dorf unzählige Gerüchte die Runde. "Man konnte sehr schwer Wahrheit von Unwahrheit trennen", hieß es dazu von offizieller Seite. Der Verdächtige, der mit Joel zuletzt Kontakt hatte, habe, geriet schon am Tattag in den Fokus der Ermittler.

Noch am Abend machten Zeugen vage Aussagen, wonach der Jugendliche "unwahre Angaben im Zusammenhang mit dem Verschwinden des Sechsjährigen" gemacht habe, so die Polizei.

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Bei der nächtlichen Wohnungsdurchsuchung der Familie des 14-Jährigen habe ein Anfangsverdacht, aber kein sehr harter Anfangsverdacht bestanden. Dies habe nicht ausgereicht, der Öffentlichkeit einen mutmaßlichen Täter zu präsentieren.

Joels Vater wird deutlich: "Glücklich, dass das Schw*** jetzt weg ist"

Die Leiche des Sechsjährigen wurde am 14. September in Pragsdorf bei Neubrandenburg gefunden.
Die Leiche des Sechsjährigen wurde am 14. September in Pragsdorf bei Neubrandenburg gefunden.  © Stefan Sauer/dpa

Der 14-Jährige besucht eine Förderschule in Friedland (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) und kommt nun in die JVA-Neustrelitz, die auch auf die Unterbringungen von Jugendlichen eingestellt ist. Zudem soll er psychiatrisch begutachtet werden.

Im Gespräch mit "RTL" zeigte sich Joels Vater Till K. erleichtert über die Festnahme und findet deutliche Worte: "Ich selber persönlich fühle mich glücklich, dass das Schw*** jetzt weg ist. Oder dass zumindest ein Hauptverdächtiger gefunden wurde."

Es lässt ihm aber keine Ruhe, was in dem 14-Jährigen vorgegangen sei und diesen dazu antrieb, ein Leben auszulöschen: "Wir sind ein Dorf und ein Dorf hält ja eigentlich immer zusammen. Davon geht man aus. Deswegen sind wir eigentlich auf ein Dorf gezogen", erklärte Till K.

Joel war am 14. September mit seinen zwei Geschwistern und dem Tatverdächtigen in dem Örtchen bei Neubrandenburg unterwegs gewesen. Die beiden Geschwister hätten sich dann bei der Mutter abgemeldet und seien nach Hause gegangen.

Der Sechsjährige sei mit dem Jugendlichen alleine zurückgeblieben und sie seien gemeinsam zu einem Bolzplatz am Ortsrand gegangen. Dieser befindet sich in der Nähe des Fundorts der Leiche, der vermutlich auch der Tatort war.

Da Joel als sehr zuverlässig galt und nicht zur verabredeten Zeit nach Hause kam, suchten die Eltern zunächst auf eigene Faust nach ihrem Sohn. Weil er nicht aufzufinden war, alarmierten sie zeitnah die Polizei.

Der Sechsjährige wurde noch am selben Abend um 21.15 Uhr nach einer groß angelegten Suche mit schwersten Stichverletzungen im Gebüsch nahe dem Fußballplatz in Pragsdorf gefunden. Für ihn kam jede Hilfe zu spät.

Laut dem Neubrandenburger Oberstaatsanwalt Tim Wischmann werden die Ermittlungen noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Titelfoto: Stefan Sauer/dpa

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