Einsturzgefahr in Uni-Hörsaal: Sind die Überreste dieses Meeres-Ungetüms schuld?
Gießen - Anfang Dezember des vergangenen Jahres sorgte eine eingestürzte Decke in einem Hörsaal der Universität im hessischen Marburg für Aufruhr. Jetzt prüfen auch andere Hochschulen im Lande, wie es um die Statik ihrer Gebäude bestellt ist. Daraus zog nun Justus-Liebig-Universität zu Gießen Konsequenzen.
Denn dort wiesen gleich zwei Hörsäle in den vergangenen Wochen erhebliche Mängel auf, sodass diese bis auf Weiteres dichtgemacht werden mussten. Hierzu gehörte unter anderem auch der Hörsaal der Hermann-Hoffmann-Akademie.
Die Räumlichkeit, in der sich wesentlich die Naturwissenschaftler tummeln, sei im Tragwerk der Stahlbetondecke beschädigt und könne somit bis auf Weiteres nicht für Lehrveranstaltungen genutzt werden, teilte die Uni Gießen mit. Somit müssen die Lehrenden und Studenten auf einen ganz besonderen Anblick vorerst verzichten.
Denn an der Decke des großen Hörsaales prangt seit einigen Jahren das komplette Skelett eines Pottwales. Dieser war eines der Tiere, die sich im Januar 2016 in der Nordsee vor Helgoland verirrt hatten und dort schließlich verendet waren. Gießener Wissenschaftlicher hatten sich eines Kadavers angenommen, diesen präpariert und schließlich dafür gesorgt, dass das Skelett in voller Pracht befestigt werden konnte.
Logischerweise stellte sich die Frage, ob das immerhin rund 1,5 Tonnen schwere und aus 200 Knochen bestehende Wal-Gerippe einen Beitrag zur instabilen Deckenstatik beigetragen haben könnte.
Hier gab die Justus-Liebig-Universität jedoch schnell Entwarnung.
Pottwal-Skelett in Gießener Hörsaal: Spezielle Konstruktion belastet Decken-Statik nicht
Demnach seien die Überreste des Meeres-Ungetüms an einer speziellen Konstruktion befestigt, die das Gewicht auf die Seitenwände des Saales überträgt.
Die Ursachenforschung für die Decken-Instabilität dauert in Gießen weiter an. Wann der Pottwal-Hörsaal wieder genutzt werden kann, ist demnach noch nicht absehbar.
Titelfoto: Arne Dedert/dpa