Einbruchsgefahr steigt in dunkler Jahreszeit stark an: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Frankfurt am Main/Wiesbaden - Das Fenster aufgehebelt, die Schubladen durchwühlt, Schmuck und Bargeld weg: Das Risiko, Opfer eines Einbruchs zu werden, ist in den kommenden Monaten höher als im Frühjahr und Sommer. Die Täter waren zuletzt bei jedem zweiten Versuch erfolgreich.
Die Zahlen sind in den vergangenen Jahren zwar deutlich gesunken, doch noch immer werden pro Jahr Tausende Einbrüche in Hessen begangen. Und die Gefahr steigt regelmäßig im Herbst an: Da es früher dunkel wird und morgens länger dunkel bleibt, ergeben sich mehr Gelegenheiten für Täter, aktiv zu werden.
Die Polizei verstärkt deshalb in diesen Tagen ihren Einsatz, um Einbrüche zu verhindern. Und rät Bürgern, sich zu schützen. Fragen und Antworten zum Thema.
Wie häufig sind Wohnungseinbrüche in Hessen?
Beim Wohnungseinbruchsdiebstahl (WED) sind die Fallzahlen seit 2013 von rund 10.795 Fällen auf 4275 Fälle im vergangenen Jahr gesunken, wie das Landeskriminalamt (LKA) mitteilt. Dies ist ein Rückgang von 60 Prozent.
Die Corona-Pandemie hatte die Zahlen besonders stark sinken lassen, 2021 wurde der Tiefstand von 3858 Taten registriert. Doch auch vergangenes Jahr wurde der Vor-Corona-Stand von 6768 Fällen im Jahr 2019 nicht mehr erreicht.
Die Opferschutzorganisation Weißer Ring warnt, sich wegen des abnehmenden Trends in Sicherheit zu wiegen. "Die Gefahr ist nicht gebannt", sagte Ulrich Warncke vom Weißen Ring in Frankfurt.
Wie oft sind Einbrecher erfolgreich?
Vergangenes Jahr blieb es in rund 50 Prozent der Fälle beim Versuch, wie das LKA mitteilt. Für den hohen Anteil sorgten auch moderne Haussicherungstechniken. Kameras lieferten auswertbare Bild- und Videoaufzeichnungen, die eine Identifizierung von Tatverdächtigen ermöglichten.
Knapp 17 Prozent der Taten wurden 2022 aufgeklärt, die höchste Quote innerhalb der vergangenen zehn Jahren hatte die Polizei 2015 mit 21,6 Prozent erreicht. 2022 seien 498 männliche und 71 weibliche Tatverdächtige festgenommen worden, 294 mit deutscher Staatsangehörigkeit und 275 ohne. Es handele sich um örtliche und reisende Täter.
Ist das Risiko in der dunklen Jahreszeit wirklich höher?
Dunkelheit bietet Schutz vor Entdeckung. Aufgrund der Witterungs- und Lichtverhältnisse muss deshalb nun mit einem Fallzahlenanstieg gerechnet werden, erklärt das LKA und verweist auf Zahlen aus den Vorjahren: Vom 1. April bis 31. August 2021 seien 1203 Taten aus dem Bereich WED angezeigt worden, vom 1. November 2021 bis 31. März 2022 dann 2233.
Laut Bundeskriminalamt (BKA) steigen die Zahlen im Winterhalbjahr bundesweit. 2022 seien Diebe oft zwischen 21 Uhr abends und 6 Uhr morgens aktiv gewesen. Hessenweiter Schwerpunkt bei Einbrüchen ist das Rhein-Main-Gebiet.
Was unternimmt die Polizei dagegen?
Es gebe nun vermehrte Kontrollen und offene sowie verdeckte Fahndungsaktionen, teilt das LKA mit. Zum Einsatz kommt dabei auch die Prognosesoftware "KLB Operativ", die Daten analysiert und für bestimmte Gebiete die Wahrscheinlichkeit von Einbrüchen angeben kann.
So würden Brennpunktgebiete sichtbar, in die dann vermehrt Streifen geschickt würden. Polizisten könnten über eine WED-App Informationen zu räumlichen und zeitliche Schwerpunkten von Einbrüchen abrufen.
So könnten sie Verhaltensmuster erkennen und dies für ihre Arbeit nutzen. Zudem gebe es in der dunklen Jahreszeit vermehrt Beratungsangebote der Polizei zur Prävention.
Was tun, wenn man zu Hause einen Einbrecher bemerkt?
Das LKA warnt davor, sich und andere in Gefahr zu bringen: "Vermeiden Sie nach Möglichkeit jede Konfrontation und stellen Sie sich dem Einbrecher keinesfalls in den Weg." Man solle versuchen, das Haus oder die Wohnung zu verlassen und die Nachbarn zu informieren.
"Wenn Sie nicht aus der Wohnung können, machen Sie, wenn möglich, ein Fenster auf und rufen Sie um Hilfe", rät das LKA. Man solle sofort die Polizei unter 110 verständigen und eine möglichst gute Beschreibung des Täters und eventuell des Fluchtfahrzeugs sowie gegebenenfalls der Fluchtrichtung durchgeben.
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