Drei Geschwister sterben auf offener See: Retter schildern schreckliches Szenario
Darmstadt/Malta - Tagtäglich begeben sich Menschen auf äußerst fragwürdigen und meist lebensgefährlichen Wegen über das offene Meer auf die Flucht in Richtung Europa. Seenotretter aus Hessen schildern einen ihrer aktuellsten - und ganz besonders traumatischen - Einsätze.
Am vergangenen Wochenende waren die von Darmstadt aus agierenden Retter mit dem Namen "Sea Punks" im Mittelmeerraum rund um Malta im Einsatz. Dabei gelang den engagierten Crew-Mitgliedern nach eigenen Angaben bereits am vergangenen Samstag die Rettung von 41 Menschen.
Ursprünglich hatte die Besatzung des Rettungsschiffes "Sea Punk 1" zwei Boote mit insgesamt 150 Personen an Bord in der sogenannten SAR (Search and Rescue)-Zone vor Malta entdeckt. In Zusammenarbeit mit einem Schiff der "SOS Mediterranee Germany" gelang es schließlich, alle Passagiere zu bergen und in Richtung Festland zu transportieren.
Wohlgemerkt unter hohem Eigenrisiko angesichts der begrenzten Kapazitäten der Rettungsschiffe. Nur einen Tag später sollte es für die "Sea Punks" jedoch zum absoluten Drama kommen. Bereits gegen 7 Uhr morgens kam es zu einem erneuten Hilferuf an gleicher Stelle.
"Bei genauerem Hinsehen boten sich unserer Crew Bilder, die man hofft nie zu sehen: Menschen über Bord im Wasser treibend!", so ein Sprecher der Seenotretter. Während man mit Feuereifer versuchte, möglichst alle Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu bewahren, kam für einige jede Hilfe zu spät.
18 Personen konnten gerettet werden, aber ein drei Jahre altes Kind war bereits tot. Zudem verstarb sein erst zweijähriges Geschwisterkind während der Reanimation an Bord.
Drei Geschwister sterben während Flucht im Mittelmeer: Zerreißprobe für Crew-Mitglieder
Doch es kam noch tragischer, wie die Retter weiter berichteten. So erklärten die Geretteten, dass bereits während ihrer strapaziösen Reise einige Menschen ertrunken seien. Darunter befand sich auch das dritte Geschwisterkind eines ebenfalls geretteten Paares, welches die Flucht in ein besseres Leben unverhältnismäßig teuer bezahlte.
Auch für die Besatzung der "Sea Punk 1" war dies ein einschneidendes Erlebnis, wie es in der Mitteilung weiter hieß: "In Gedanken sind wir auch bei unserer Crew ... Sie wurden unmittelbar mit dem Tod zweier Kinder konfrontiert."
Nichtsdestotrotz sei man dankbar, dass sich die Helfer eben entgegen aller derart dramatischen Widerstände der Rettung Flüchtender verschrieben hätten.
Ein klarer, mahnende Finger wird aber auch gegen die Politik erhoben. So seien die Toten in diesem - aber auch in vielen weiteren Fällen durchaus vermeidbar gewesen. "Europas Politik schottet nicht nur ab, sie tötet", hieß es unter anderem.
Allein im Jahr 2024 seien offiziellen Schätzungen zufolge rund 2280 Menschen bei der Flucht über das Mittelmeer gestorben. Die Dunkelziffer sei jedoch deutlich höher, wie die Seenotretter abschließend berichteten.
Titelfoto: Sea Punks