Armut in Hessen: Die Tafeln schlagen Alarm
Von Johanna Tischler
Frankfurt am Main/Wetzlar - Rund ein Drittel der hessischen Tafeln hat nicht genug Lebensmittel, um Bedürftige zu unterstützen. Das ergab eine Erhebung des Hessischen Landesverbands der Tafel unter den 57 Mitgliedstafeln.
Demnach haben rund 37 Prozent der Tafeln in Hessen einen Aufnahmestopp für Bedürftige verhängt. Etwa zwei Drittel führen eine Warteliste mit einer Wartezeit von mehreren Wochen.
Die Frankfurter Tafel ist kein Mitglied im Verband – doch auch sie hat laut Internetseite einen Aufnahmestopp verhängt. "Keine Ausnahmen!" steht dort in dicken roten Lettern.
Die Lebensmittel-Spenden sind laut der Umfrage bei vielen Tafeln stark zurückgegangen. Viele Supermärkte würden ihre Bestellabläufe zunehmend optimieren, sodass weniger Lebensmittel für die Tafel übrig blieben.
Zudem hätten einige Supermärkte inzwischen eigene Aktionen, etwa eine "Rettertüte", mit der sie Lebensmittel zu günstigeren Preisen an Kunden verkaufen.
Tafeln in Hessen haben auch finanzielle Sorgen
Gleichzeitig zum Rückgang der Lebensmittel-Spenden sei der Bedarf der Menschen gestiegen. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine habe sich die Zahl der Tafelkunden um bis zu 50 Prozent erhöht.
Dazu zählten Geflüchtete, aber auch Menschen, die sich die gestiegenen Lebenshaltungskosten nicht mehr leisten können.
Rund 40 Prozent der Tafeln berichten zudem, dass finanzielle Mittel fehlen würden, um den Betrieb geordnet zu führen und etwa Energiekosten und Miete der Tafeln abzudecken.
Zu Weihnachten versuche man dennoch, den Tafelkunden mit besonderen Aktionen eine Freude zu machen - beispielsweise mit "Wunschbäumen" für Kinder und Erwachsene.
Auch gemeinsame Festessen würden veranstaltet. Zudem fahren Mitarbeiter Überraschungspäckchen und warme Speisen aus.
Titelfoto: Christian Charisius/dpa