Damit gewohnte Wege nicht plötzlich privat werden: Bauamts-Chef kartografiert wie ein Weltmeister
Von Georg Ulrich Dostmann
Neukirchen - Die Stadt Neukirchen im Erzgebirge kämpft um ihre Wege! Straßen, die etwa von der Land- und Forstwirtschaft, von Radfahrern und Spaziergängern genutzt werden, könnten bald in private Hand fallen. Sofern das Rathaus sie nicht in ihrem Bestandsverzeichnis aufgenommen hat.
Der Vorgang, der als "negative Publizität" bezeichnet wird, geht auf eine Novelle im Sächsischen Straßengesetz (2019) zurück. "Das Ziel des Gesetzgebers ist es, endlich eine Rechtsklarheit zu schaffen", erklärt Bauamts-Chef Ivo Partschefeld.
Mögliche Folgen: "Jeder Privateigentümer könnte dann mit seinen Wegen machen, was er möchte. Er kann sie zurückbauen, für die Öffentlichkeit sperren und müsste sie auch nicht mehr pflegen."
Das will Partschefeld unbedingt verhindern. Es gehe ihm dabei weniger um den öffentlichen Autoverkehr, sondern vorwiegend um den Land- und Forstwirtschaftsverkehr sowie Wanderer, Radfahrer und Reiter. Beispielsweise könnten Landwirte das Problem bekommen, ihre Felder nicht mehr zu erreichen.
Um dem entgegenzuwirken, kartografiert der Bauamts-Chef wie ein Weltmeister. Mittlerweile hat er alle Wege digital erfasst - und die Dimension des Problems wird greifbar: "In Neukirchen und Adorf handelt es sich um 60 bis 70 Wege mit einer Gesamtlänge von rund 25 Kilometern." Aktuell können diese in der Gemeinde noch gemeldet werden, die Frist endet im Spätsommer.
Eine Meldung kann von allen Personen erfolgen, die Interesse daran haben, dass ein öffentlicher Weg seinen Status nicht verliert.
Titelfoto: Erz-Foto/Georg Ulrich Dostmann