Verurteilter Neonazi will in Brandenburg Bürgermeister werden
Wittstock - Die Bürgermeisterwahl im Herbst in der Stadt Wittstock (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) beschäftigt den Verfassungsschutz. Die Sicherheitsbehörde kennt einen Kandidaten und seine rechtsextremistische Gesinnung seit Jahren. Die Stadt sieht formal die Voraussetzungen erfüllt.
Verfassungsschutzchef Jörg Müller (49) sagte am Donnerstag, Sandy Ludwig (42) stehe nicht "auf dem Boden unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung".
Ludwig, der in Wittstock ein Tattoostudio betreibt, war Mitbegründer der Neonazigruppe "Weiße Wölfe Terrorcrew", die 2016 verboten wurde. Nach einer Analyse des Verfassungsschutzes wollte die gewaltbereite Gruppe ein am Nationalsozialismus orientiertes politisches System errichten.
Eine Razzia gab es damals auch in Wittstock. Der Verfassungsschutz teilte mit: "Nach seiner Haftentlassung ist Ludwig weiterhin in der rechtsextremistischen Szene in der Region eingebunden und auch aktiv."
Zur Wahl um das Bürgermeisteramt in der rund 15.000 Einwohner großen Stadt am 24. September sind insgesamt vier Kandidaten zugelassen: Für die CDU/Freie Wählergemeinschaft Philipp Wacker, Ralf-Thomas Schulz von der SPD und als Einzelbewerber Karsten Simon sowie Ludwig.
Ein hauptamtlicher Bürgermeister oder Oberbürgermeister ist ein Beamter auf Zeit und wird für acht Jahre gewählt.
Sandy Ludwig: Rechtsextremist kandidiert in Wittstock als Bürgermeister
Ludwig habe die Voraussetzungen für die Zulassung zur Wahl erfüllt, teilte die Stadt Wittstock mit. Unter anderem hatte er laut Verwaltung 47 Unterstützer-Unterschriften vorgelegt, 44 waren erforderlich.
Der Vorsitzende des Aktionsbündnisses Brandenburg gegen Gewalt, Extremismus und Rassismus, Thomas Wisch, teilte in einer Stellungnahme mit, es sei durchaus alarmierend, "dass sich Ludwig offensichtlich so sicher fühlt, dass er sich diesen Sprung in die Öffentlichkeit traut".
Verfassungsschutzchef Müller sieht keinerlei Zweifel an der rechtsextremistischen Gesinnung Ludwigs. Eine Bewertung von politischen Kandidaturen obliege den Bürgern unseres Landes. Aber Ludwig sei "ganz klar ein erwiesener Rechtsextremist", sagte Müller.
Laut Verfassungsschutz war Ludwig als Ordner auf einer Kundgebung tätig, die die rechtsextremistische Kleinstpartei "Der Dritte Weg" organisiert habe.
Ludwig, der 1981 geboren ist, sagte: "Ich sehe mich als Nationalisten, als stolzen Deutschen, dem sein Land noch was bedeutet (...). Ich gehe nicht los und verkloppe Ausländer." Als Themen in seinem Wahlkampf nannte er "Masseneinwanderung, Sicherheit für die Stadt und Perspektiven für die Jugend".
Titelfoto: Christophe Gateau/dpa