Jetzt auch in Brandenburg: Nazi-Eklat bei Party-Hit "L'amour toujours"
Erkner (Oder-Spree) - Die Polizei ermittelt wegen rassistischer Parolen im Zusammenhang mit dem Lied "L'amour toujours" während eines Heimatfestes in Erkner im Oder-Spree-Kreis.
Der Staatsschutz, der für politisch motivierte Straftaten zuständig ist, wertet unter anderem Bilder und ein Video zu dem Vorfall aus. Drei Männer sollen bei einem Fest volksverhetzende Parolen geäußert und zwei von ihnen auch den Hitlergruß gezeigt haben.
Der Bürgermeister der 12.000-Einwohner-Stadt in Brandenburg, Henryk Pilz (CDU), teilte der dpa am Donnerstag mit, die Stadt verurteile den Vorfall, der sich jedoch nicht auf dem städtischen Festgelände zugetragen habe.
Der DJ, der den Partyhit "L'amour toujours" bei einem Fest des Angler-Vereines aufgelegt hatte, sagte, er werde den Titel künftig nicht mehr spielen. Zuvor hatten die "Märkische Oderzeitung" und andere Medien über den Fall berichtet.
Zuvor hatte ein kurzes Video von einer Pfingstparty in einem Lokal auf Sylt bundesweit Empörung ausgelöst, weil Gäste zu "L’amour toujours" rassistische Parolen wie "Ausländer raus" und "Deutschland den Deutschen" grölten. Nach dem Eklat auf Sylt häuften sich ähnliche Fälle. Ein Sprecher der Polizeidirektion Ost sagte am Donnerstag, das Lied werde von der rechten Szene missbraucht.
Von dem Vorfall in Erkner vom 25. Mai kursiert ebenso ein Video in den sozialen Medien, das unter anderem der Berliner Linke-Abgeordnete Ferat Koçak (45) auf der Plattform X teilte.
Ferat Koçak hat auch Festbesucher kritisiert, die sich an den Gesängen erfreut haben sollen
"Hauptakteure der rassistischen Hetzte an diesem Abend sind drei Neonazis, wie im Video zu erkennen ist. Sie allein sind aber nicht das Problem, sondern auch die Festbesucher*innen die sich an den faschistischen Grüßen und rassistischen Gesängen erfreuen und mitklatschen", schrieb der Politiker zu seinem Beitrag.
Der Bürgermeister von Erkner teilte mit, die Verdächtigen seien nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen wohl nicht aus der Stadt. Es gebe auch keine Neonazi-Szene im Ort. Die Stadt werde das Gespräch mit Vereinen und Organisationen suchen, "um diese zu sensibilisieren, insbesondere auf das zwingend notwendige Verantwortungsbewusstsein für Vereinsfeste".
DJ René Herrmann, er vom Anglerverein engagiert war, sagte, er habe von dem rassistischen Gebahren nichts mitbekommen, andernfalls hätte er das Lied sofort ausgeblendet. "Dieser Vorfall war in Sylt und ich hätte nie gedacht, dass es bei diesem friedlichen Anglervereinsfest zu solch ekelhafter Äußerung kommen könnte. Ich werde diesen Titel nicht mehr spielen, das ist meine Konsequenz daraus."
Die Polizei erhielt zwei Anzeigen und Hinweise wegen des Vorfalls, darunter auch Aufnahmen von dem Geschehen in Erkner. Ein Polizeisprecher sagte, es sei richtig gewesen, vor Ort das Geschehen zu dokumentieren und es direkt der Polizei zu melden.
Der italienische DJ Gigi D'Agostino (58) stellte zu den rechtsextremen Umdichtungen zur Melodie seines Hits von 1999 bereits klar, dass es in seinem Lied ausschließlich um Liebe gehe.
Titelfoto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa