Schal aus Hunden: Was es mit dieser Wolle auf sich hat
Von Anja Sokolow
Oranienburg - Es riecht nicht nach nassem Hund: In ihrer Weberei nördlich von Berlin verarbeitet Svenja Suhr Hundehaar zu Wolle. Dabei erlebt sie manche Überraschung.

Svenja Suhr legt sich ein selbst gestricktes Dreieckstuch mit Blattmuster über die Schultern. Es ist so flauschig und weich, dass man meinen könnte, es sei aus Angorawolle. Doch mitnichten: "Wenn ich Kunden sage, dass das Hundewolle ist, erschrecken manche erst einmal", erzählt die Inhaberin.
Seit Jahren spinnt sie Garn aus Hundehaaren und strickt daraus auch Schals, Stulpen und andere Accessoires.
Am besten eigne sich die Wolle von Hunden mit möglichst langem Haar: "Leonberger, Golden Retriever oder Samojeden haben tolles Fell und eine tolle Unterwolle", sagt Suhr, die nur Letztere verwende.
Die Unterwolle sei um 80 Prozent wärmer als Schafwolle, erklärte die Weberin bereits in einem Interview mit der "Märkischen Allgemeinen", die zuvor berichtete. Besitzer von Kurzhaardackeln hingegen hätten keine Chance auf flauschige Schals aus Wolle ihrer Vierbeiner: "Die Haare sind einfach zu kurz", sagt Suhr.
Erinnerungen an ihre Hunde seien das, was die meisten Besitzer wollen.
Hundehaare eignen sich aus diesem Grund weniger für einen Pullover

Vor der Verarbeitung muss Suhr die Wolle reinigen. Manchmal hingen viele Überraschungen im Fell. "Ich habe schon Blätter und Steine gefunden oder auch Muscheln", so Suhr.
Damit die Wolle gut rieche, werde sie mit Fellshampoo gewaschen. "Menschen nehmen dann keinen Geruch mehr wahr, andere Hunde mit ihrer feinen Nase aber schon", sagt Suhr.
Einen Pullover habe sie bisher nicht gestrickt. "Das Problem ist: Hundehaare sind glatt, wie Alpaka und Kamel. Wenn man jetzt einen Pullover aus 100 Prozent Hundewolle strickt, hängt der nach dem Tragen bald auf dem Fußboden. Der wird immer länger und nach dem Waschen wird es noch schlimmer. Eine Mischung aus Hund und mindestens 20 Prozent Schafwolle geht viel besser", erklärt Suhr.
Auch Haare von Katzen verarbeitet sie. "Die sind aber sehr kompliziert: fein, kurz, glatt. Hundehaare sind wesentlich einfacher zu spinnen."
Titelfoto: Anja Sokolow