Wie bankrott ist das Ländle? Insolvenz-Zahlen sprechen klare Sprache!
Stuttgart - Die Zahl der Firmenpleiten in Baden-Württemberg ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen.
2023 meldeten 1875 Unternehmen Insolvenz an. Das waren 359 Verfahren oder 23,7 Prozent mehr als im Vorjahr, wie das Statistische Landesamt am heutigen Freitag in Stuttgart mitteilte.
Besonders betroffen waren demnach das Baugewerbe (347 Anträge) und der Handel (263 Anträge). Damit lag die Zahl auch leicht über dem Vor-Corona-Niveau. 2019 hatten 1819 Firmen einen solchen Antrag gestellt.
Zusammengenommen waren den Statistikern zufolge mehr als 19.100 Menschen von der Insolvenz ihres Unternehmens betroffen.
"In der Praxis dürfte diese Zahl tatsächlich noch höher sein, da nicht selten bereits vor dem Insolvenzverfahren Personal abgebaut wird und die Anzahl der Beschäftigten nicht bei allen Verfahren bekannt ist", hieß es.
Auch Privatschuldner "boomen"
Die Zahl der Pleiten kletterte im Südwesten damit etwas stärker als bundesweit. In ganz Deutschland meldeten im vergangenen Jahr 17.814 Unternehmen Insolvenz an - gemessen am Vorjahr gut ein Fünftel (22,1 Prozent) mehr. Das Statistische Bundesamt wies aber darauf hin, dass die Zahl im langjährigen Vergleich sehr niedrig sei. Ähnlich sieht es im Südwesten aus: 2009, während der Wirtschafts- und Finanzkrise, waren im Land beispielsweise 2850 Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit gerutscht.
Experten rechnen damit, dass die Zahl im laufenden Jahr weiter steigen wird. Geschwächt von den Corona-Jahren, hohen Energiepreisen und gestiegenen Zinsen geraten immer mehr Firmen in Schieflage. Außerdem sind Sonderregeln ausgelaufen, mit denen der Staat versucht hatte, eine Pleitewelle während der Pandemie abzuwenden.
Neben den Unternehmen beantragten 2023 in Baden-Württemberg auch mehr als 9400 Privatschuldner die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. 5,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr somit gut 11.300 Verfahren bei den Amtsgerichten im Land beantragt. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger summierten sich auf rund 3,6 Milliarden Euro.
Titelfoto: Bernd Weißbrod/dpa