Wegen drohender Bildungskatastrophe: Kommt die Kindergartenpflicht in Baden-Württemberg?
Stuttgart - Die Ergebnisse der letzten Bildungsstudien waren regelrecht niederschmetternd für das Land: Immer mehr Grundschüler erreichen die vorgeschriebenen Standards nicht mehr, haben Probleme beim Lesen, Schreiben, Rechnen und Zuhören.
Erst am Dienstag ergab die sogenannte Iglu-Studie, dass jeder vierte Viertklässler in Deutschland beim Lesen nicht mehr das Mindestniveau erreicht. Nun wird in Baden-Württemberg über eine Idee diskutiert, die es in sich hat. Sie lautet: Wer als Vorschulkind Probleme mit der Sprache hat, muss früher in die Schule.
Die grün-schwarze Koalition zeigt sich jedenfalls offen für den Gedanken einer vorgezogenen Einschulung bei Sprachproblemen. "Ausschließen tue ich mal sicher gar nichts", sagte Winfried Kretschmann (75) am Dienstag in Stuttgart."Wie weit das konkretisiert wird, muss man dann sehen."
Derzeit würden bereits durchschnittlich rund 95 Prozent der Vorschulkinder einen Kindergarten besuchen, sagte er. Da müsse man schauen, wie man eine Verbindlichkeit herstelle.
"Ob man dann formell die Schulpflicht ändert, muss man erstmal klären." Das wäre dann auch vielmehr eine "Kindergartenpflicht", sagte Kretschmann.
Sprache als Grundstein für alles weitere
Der CDU-Landesvorstand hatte am Montag ein Positionspapier beschlossen, nach dem das Schulgesetz geändert und für Kinder mit Förderbedarf die Schulpflicht ein Jahr vor dem eigentlichen Schuleintritt eingeführt werden soll.
Ein vorheriger Test zweieinhalb Jahre vor Schulbeginn sei dafür sinnvoll. "Da Sprachprobleme die größte Hürde für den Lernerfolg sind, müssen alle Kinder am ersten Schultag auf einem sprachlich vergleichbaren Niveau sein (Hamburger Modell)", heißt es darin.
Bis 2026 soll zudem mehr Geld in den Bereich der frühkindlichen Bildung fließen, heißt es weiter in dem Papier, damit dieser "als vorrangige bildungspolitische Aufgabe behandelt wird".
"Politik heißt vor allem, Prioritäten zu setzen - unsere Priorität liegt ganz klar auf unseren Jüngsten", hatte CDU-Landeschef Thomas Strobl (63) der "Südwest Presse" gesagt.
Titelfoto: Armin Weigel/dpa