Störender Vogel: Gemeinsamer Kampf gegen Kormorane am Bodensee?

Reichenau - Fische haben es derzeit nicht leicht im Bodensee. Immer wärmeres Wasser, immer weniger Nahrung - und immer mehr Jäger mit Hakenschnabeln, die fast willkürlich fressen, was sie bei ihren Tauchgängen erwischen können.

Gegen Kormorane am Bodensee vorgehen - ja oder nein?
Gegen Kormorane am Bodensee vorgehen - ja oder nein?  © Jens Büttner/dpa

Dabei gehen die gänsegroßen Kormorane so geschickt vor, dass sie den verbliebenen Berufsfischern am See das Leben schwer machen. Gut ein halbes Kilo Fisch können die Zugvögel am Tag verspeisen, während die Netze der Fischer immer leerer werden. Muss der Kormoran - vor wenigen Jahrzehnten noch selbst eine gefährdete Art - deshalb verstärkt verjagt werden?

Lange haben die Fischer am Bodensee auf die angekündigte Vorstudie zum Thema im Auftrag der Ministerien für Umwelt und Landwirtschaft in Baden-Württemberg gewartet.

Deren Fazit lautet: Ja, die Zahl der Kormorane am See muss begrenzt werden, um gefährdete Fischarten zu schützen - und zwar rund um den See, an den Baden-Württemberg und Bayern, Österreich und die Schweiz grenzen. Dabei könnten "koordinierte Abschüsse" nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Stuttgart "eine bedeutende Rolle" spielen.

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Während die Bodenseefischer nach jahrelangem Kampf einen überfälligen Schritt in die richtige Richtung sehen, kritisieren Naturschützer die Ergebnisse der Vorstudie scharf.

Der Schutz bedrohter Fischarten werde darin nur "vorgeschoben", um das schon vorher festgelegte Ziel einer Begrenzung der Kormoran-Zahlen zu begründen, sagt der Leiter des Bodenseezentrums vom Naturschutzbund (Nabu) Baden-Württemberg, Eberhard Klein. Schließlich habe die Studie nicht nachweisen können, dass den Fischern durch die Vögel ein erheblicher Schaden entsteht.

Entscheidung steht aus

Fischer am Bodensee sehen das vermehrte Aufkommen der Vogelart als Problem.
Fischer am Bodensee sehen das vermehrte Aufkommen der Vogelart als Problem.  © Felix Kästle/dpa

Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Bayern sieht vor allem ein Problem darin, die intelligenten und mobilen Tiere durch Abschüsse in den Griff bekommen zu wollen. "Das mit der Flinte zum Erfolg führen zu können, ist eher unwahrscheinlich", sagt der Landesfachbeauftragte für Naturschutz, Andreas von Lindeiner. "Viel hilft viel - das hat in Bayern bisher auch nichts gebracht."

Die Staatsregierung in München zeigt sich für ein seeweites Vorgehen gegen den Kormoran dagegen "sehr offen". Das werde "schon lange gefordert", sagte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums. Dabei sei aber vor allem Baden-Württemberg gefordert, weil es dort die längste Uferlinie und die meisten Kormoran-Brutkolonien am See gebe.

Vor konkreten Beschlüssen oder gar vermehrten Abschüssen will Baden-Württemberg aber erst einmal einen "Dialogprozess" mit allen Beteiligten führen. Beschossen werden Kormorane am Bodensee ohnehin schon - auch in Baden-Württemberg. Nur haben sich die Länder am See dabei bisher kaum abgesprochen.

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Fischer beklagen zum Beispiel schon seit langem, dass Kormorane in Österreich beschossen und verjagt werden - und sich dann am deutschen Ufer neue Brutplätze suchen.

Titelfoto: Jens Büttner/dpa

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