Personalmangel in Kitas: Städte im Südwesten ergreifen drastischen Schritt
Mannheim - Der Mangel an Erzieherinnen in Kitas führt zu kurzfristigen Einschränkungen beim Angebot in Baden-Württemberg.
Familien hätten häufig spontan umplanen müssen und "schon lange nicht mehr mit zuverlässigen Betreuungszeiten planen" können, schreiben Elternvertreter der Stadt Mannheim.
Die Stadt hat sich aufgrund der instabilen Betreuungssituation entschlossen, zum 1. September die Öffnungszeiten zu kürzen - um eine Stunde pro Tag auf maximal 16.30 Uhr. Damit sollen auch Hunderte Kinder mehr Kita-Plätze angeboten bekommen.
Auch Tübingen hat vor einem Jahr die Öffnungszeiten gekürzt. Der Großteil der städtischen Kita-Plätze bietet Betreuung bis maximal 14.30 Uhr, ein kleinerer Teil bis 16.30 Uhr. Stuttgart plant in den kommenden Jahren eine schrittweise Verringerung seiner Ganztagesplätze.
Offenburg hat bereits im Mai 2023 damit begonnen, in besonders belasteten Einrichtungen die Öffnungszeiten einzuschränken und ein alternatives Angebot aufzubauen.
Der Städtetag hält es bereits für denkbar, den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz auf eine bestimmte Stundenzahl zu begrenzen.
Rund 60.000 Plätze fehlen
Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung fehlen im Südwesten rund 60.000 Kitaplätze, um den Bedarf der Eltern abzudecken. Um die Nachfrage nach Plätzen erfüllen zu können, braucht es nach Berechnungen der Stiftung bis ins Jahr 2025 zusätzlich 14.800 Fachkräfte.
"Der Fachkräftemangel in Baden-Württemberg ist enorm, zumal in den großen Städten", teilt der Deutsche Kitaverband mit. "Aufgrund der Fachkraftsituation ist ein Dilemma zwischen Vereinbarkeit von Beruf und Familie und der Sicherung der Qualität in den Kitas entstanden."
Dabei gehe es auch um die Frage der Bildungsgerechtigkeit: "Gerade Kinder aus bildungsfernen Haushalten profitieren am stärksten vom Kita-Besuch."
Titelfoto: Patrick Pleul/dpa