Von Martin Oversohl
Stuttgart - In baden-württembergischen Gefängnissen sitzen immer häufiger Gefangene ab 60 Jahren aufwärts ein. Nach Angaben des Justizministeriums in Stuttgart sind Zahl und Anteil der Senioren unter den Häftlingen im baden-württembergischen Vollzug – ähnlich wie in der Gesellschaft auch – im vergangenen Jahr weiter gestiegen.
Ein Trend, keine Momentaufnahme: Denn allein seit der Jahrtausendwende hat sich unter den Strafgefangenen und Sicherungsverwahrten sowie den Untersuchungshäftlingen der Anteil der Inhaftierten der Generation 60plus stetig gesteigert.
Vor rund einem Jahr saßen laut Ministerium 368 Gefangene über 60 Jahren ein. Ein Jahr zuvor waren es in dieser Altersgruppe 334 und Ende März 2022 waren es 308.
Zwar sind eher wenige der Gefangenen und Sicherungsverwahrten hinter baden-württembergischen Gittern Inhaftierte im Rentenalter.
"Dennoch spiegelt sich der demografische Wandel auch in der Altersstruktur der Inhaftierten wider", teilte das Landesamt bereits zur Statistik des Jahres 2023 mit. Die Herausforderungen für den Strafvollzug seien beträchtlich.
Gestiegen ist nach der jüngsten Strafvollzugsstatistik nicht nur die Zahl älterer Gefangener. Es gibt auch immer mehr Inhaftierte insgesamt. Derzeit sind laut Ministerium rund 6.580 Menschen im geschlossenen Vollzug untergebracht – der höchste Wert seit fünfeinhalb Jahren.
"Die Gefangenenstruktur hat sich spürbar verändert – sowohl in Bezug auf die Herkunft als auch auf die Altersverteilung und die Art der begangenen Straftaten", sagt Landesjustizministerin Marion Gentges (53, CDU). Es sei reagiert worden unter anderem mit Dolmetscherdiensten oder spezialisierter medizinischer Betreuung, aber auch mit stärkeren Sicherheitsmaßnahmen.
Laut Statistik sind die meisten Strafgefangenen zwischen 25 und 40 Jahre alt (47,3 Prozent oder 3.263 Gefangene), sie machen fast die Hälfte aller Inhaftierten aus. Mehr als jeder Vierte (28,9 Prozent oder 1.995 Gefangene) ist zwischen 40 und 60 Jahre alt.
Von den baden-württembergischen Gefängnisinsassen haben aktuell rund 53 Prozent nicht die deutsche Nationalität. Landesweit stehen derzeit 6.730 Haftplätze im geschlossenen Vollzug zur Verfügung.