Hass und Hetze im Südwesten: Antisemitische Straftaten auf hohem Niveau!
Von Nico Pointner
Stuttgart - Hässliche Parolen, Beleidigungen, verbrannte Flaggen: Die Zahl antisemitischer Straftaten in Baden-Württemberg bleibt seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel auf hohem Niveau.
In den ersten drei Quartalen 2024 registrierte die Polizei 374 antisemitisch motivierte Straftaten, wie das Innenministerium berichtet. Im Vorjahreszeitraum, also noch vor dem Hamas-Angriff, waren es 184. Das sei mehr als eine Verdopplung der Taten in dem Zeitraum, so das Ministerium.
Allerdings dürften die Zahlen auf das Gesamtjahr 2024 betrachtet leicht zurückgehen, der hohe Wert von 668 Straftaten im Jahr 2023 dürfte laut Innenministerium bis Jahresende nicht erreicht werden.
Denn im vierten Quartal 2023 ist die Zahl antisemitischer Straftaten sprunghaft angestiegen. Das Ministerium führt das auf die Ereignisse nach dem 7. Oktober zurück, den Tag des Überfalls der radikal-islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel.
Im ersten Halbjahr 2023 lagen die Fallzahlen noch bei 81, am Ende des Jahres bei 668. An den Wert dürfte man dieses Jahr nicht mehr herankommen, so die Schätzung des Ministeriums, aber die Zahlen hielten sich auf hohem Niveau.
Zum Vergleich: 2017 waren es lediglich 99 Fälle. Und die Dunkelziffer dürfte hoch bleiben.
Innenminister Strobl: "Dürfen nicht nachlassen"
"Dieser Tag hat das Leben der Jüdinnen und Juden, auch hierzulande, sichtbar und spürbar verändert", sagte Innenminister Thomas Strobl (64, CDU) der dpa. "Die antisemitischen Straftaten sind seither geradezu explodiert und bleiben auch in diesem Jahr auf einem hohen Niveau. Der Antisemitismus zeigt sich seither wieder mit seiner hässlichen Fratze auf unseren Straßen – leider war er auch nie weg."
"Wir müssen diese Taten im Keim ersticken, nicht nur für die Jüdinnen und Juden in unserem Land, sondern für unsere Werte, für unsere Demokratie, unser gesellschaftliches Miteinander und unsere freiheitliche Grundordnung."
Enorm gewachsen ist die Zahl der antisemitischen Straftaten, die aus einer ausländischen Ideologie heraus begangen werden - dieser Bereich spielte vergangenes Jahr noch kaum eine Rolle und dominiert jetzt die Statistik. In den ersten drei Quartalen 2024 wurden 159 Straftaten in dem Phänomenbereich registriert, 2023 lediglich 3.
Titelfoto: Hannes P Albert/dpa