Von Martin Oversohl
Lahr - Im Kampf gegen die kostspieligen Graffitischmierereien auf Zügen wählt die Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH (SWEG) einen ungewöhnlichen Weg: Sie versucht, die weitgehend unbekannten Sprayer bei der Ehre zu packen.
Künftig werde bei einem aufgesprühten Graffiti ein Aufkleber auf das Erkennungszeichen des Sprayers - den sogenannten Tag - geklebt.
Die Sprayer sollten sich mit ihren illegal aufgebrachten Werken nicht mehr in der Graffiti-Szene brüsten können, erklärt das Unternehmen. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.
Die Sticker sollen nicht nur die Graffiti verdecken, sie sollen mit dem Schriftzug "Graffiti auf Zügen hat keinen SWAG. Mach lieber was Sinnvolles" auch um Nachwuchskräfte für das Verkehrsunternehmen werben.
Der Begriff Swag, 2011 das Jugendwort des Jahres, stammt aus der US-amerikanischen Rapszene und beschreibt eine lässig-coole Ausstrahlung.
"Auch wenn es uns schwerfällt, versuchen wir das Thema mit einem Augenzwinkern anzugehen", sagt Tobias Harms, der Vorsitzende der SWEG-Geschäftsführung. "Grundsätzlich fehlt mir für illegale Graffiti jedoch jegliches Verständnis."
Mit einer urbanen Kunstform, wie es in der Szene gesehen wird, habe das nichts zu tun, vielmehr gehe es um Sachbeschädigung und Hausfriedensbruchs. "Für mich handeln die sogenannten Künstler mit krimineller Energie und begehen schlicht eine Straftat und gefährden sich dabei selbst", sagte Harms.
Außerdem könnten beschmierte Waggons mehrere Tage nicht auf der Schiene genutzt werden, wenn sie gereinigt würden.
Anstieg von Graffiti auf Zügen im vergangenen Jahr
Der Schaden durch Beschädigungen und Beschmutzungen an Zügen der SWEG und der Bahn ist aus Sicht der Unternehmen enorm.
Laut SWEG ist die Zahl der Fälle im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um rund 30 Prozent gestiegen.
Jahr für Jahr entstehe ein finanzieller Schaden durch Graffiti auf den Zügen im unteren bis mittleren sechsstelligen Euro-Bereich, sagte ein SWEG-Sprecher.
Die Deutsche Bahn schätzt den durch Graffiti angerichteten Schaden in Bahnhöfen, Zügen und Unterführungen bundesweit jedes Jahr auf etwa 12 Millionen Euro.