Wohin kommen Maultiere, wenn sie bei der Bundeswehr ausgedient haben?
Wertheim - Petra Streibich (54) hat zweifelsohne ein Herz für Tiere - und das schlägt besonders für Pferde, Maultiere, Esel und Katzen.
Auf ihrem Gnadenhof in Wertheim südöstlich von Frankfurt/Main gibt sie betagten und kranken Tieren ein neues Zuhause. Mehrere Maultiere - die Mulis sind eine Kreuzung aus Pferd und Esel - stammen aus der Hochstaufen-Kaserne der Bundeswehr im oberbayerischen Bad Reichenhall. Sie haben dort buchstäblich ausgedient.
Schon ihr halbes Leben lang kümmert sich Streibich um Tiere, wie sie erzählt. Den Vierbeinern, die anderswo keinen Platz mehr haben, möchte sie einen schönen Lebensabend bereiten.
Allein der Gedanke daran, ausgediente Tiere könnten schlimmstenfalls eingeschläfert werden, ist ihr ein Graus. "Sie haben so lange dem Menschen gedient, wieso soll man sie jetzt schon in den Himmel schicken", sagt die 54-Jährige.
Der Gnadenhof, den sie zusammen mit ihrem Mann Reiner betreibt, ist in der Region bekannt. Besucher kommen gerne, um die Tiere zu sehen.
Der Kontakt zur Gebirgsjägerbrigade 23 in der Hochstaufen-Kaserne sei über eine befreundete Tierärztin zustande gekommen. Sie habe sich dort auf eine Warteliste setzen lassen und schließlich vor zehn Jahren ihr erstes Maultier namens Quitte in Pflege genommen.
Bundeswehr bildet Tragtiere aus
Die Bundeswehr betreibt in Bad Reichenhall ihr einziges Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen, wie ein Sprecher sagt. Rund 50 Mulis und Haflinger seien dort im Einsatz. Die Mulis dienten vor allem, um Material die Berge hinaufzubringen.
Die Haflinger seien Patrouillentiere. Wenn die Tiere in einem bestimmten Alter ihren Dienst erfüllt haben, sollen sie ihr Gnadenbrot bekommen. "Wir schauen dann, wo wir sie in gute Hände geben können."
Quitte ist mittlerweile 30 Jahre alt und nicht mehr Streibichs einziges Maultier. Im Laufe der Jahre hat sie sich drei weitere Mulis geholt: Benno, Ronja und Roxana. Bei guter Pflege könnten Maultiere bis zu 45 Jahre alt werden, sagt die Betreuerin.
Um ihren Gnadenhof zu finanzieren, ist Streibich nach eigener Aussage auch auf Spenden angewiesen. Die Versorgung der Tiere inklusive Arztbesuchen koste viel Geld.
Nach der Corona-Krise hofft sie auch wieder auf mehr Besucher.
Titelfoto: Andreas Arnold/dpa