Kommt ein Vape-Verbot? Lucha fordert Verbot von Einweg-E-Zigaretten
Stuttgart - Der neue Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz war einst selbst Raucher. Den Fehler begehe er nicht noch einmal, erzählt Manne Lucha (61, Bündnis 90/Die Grünen) im Interview. Er will nun vor allem den Rauchern von E-Zigaretten zu Leibe rücken - aber nicht nur denen.
Manne Lucha will sich für ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten stark machen. "Ich bin absolut dafür, dass diese Vapes vom Markt kommen", sagte Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Es gebe bereits Bestrebungen der Kolleginnen und Kollegen aus dem Umweltbereich, ein Verbot zu prüfen.
"Als Gesundheitsminister unterstütze ich diese ausdrücklich. Bund und Länder sollten sich dieses Themas jetzt dringend annehmen", sagte der Grünen-Politiker. Er spreche aber für sich und nicht für die Landesregierung, so Lucha.
Bayern fordert ein europaweites Verbot von Einweg-E-Zigaretten. Das Kabinett dort hatte vor kurzem eine Bundesratsinitiative beschlossen, mit der die Bundesregierung aufgefordert werden soll, sich auf EU-Ebene für ein Verkaufsverbot entsprechender Wegwerfprodukte einzusetzen. Hintergrund der Initiative sei es, den wachsenden Markt an diesen Einwegprodukten auszubremsen.
Nach nur einmaliger Nutzung der E-Zigaretten fielen Elektroschrott, Plastikmüll und Alt-Batterien an. Mit einer Änderung der EU-Einwegkunststoffrichtlinie könne ein Verbot in der Einwegkunststoffverbotsverordnung verankert werden.
Gesamtumsatz mit E-Zigaretten beträgt rund 575 Millionen Euro
Der Gesamtumsatz mit E-Zigaretten alleine in Deutschland wird den Angaben der bayerischen Staatskanzlei zufolge für das Jahr 2022 auf rund 575 Millionen Euro geschätzt. Das seien rund 40 Prozent mehr als 2021. Schätzungen zufolge gehe die Steigerung insbesondere auf verkaufte Wegwerfprodukte zurück.
"Vapes sind deshalb so gefährlich, weil sie so ein niederschwelliger und lifestyle-typischer Einstieg sind", sagte Lucha der dpa. "Damit wird die Zugangsschwelle signifikant gesenkt." Aber nicht nur die Einweg-Zigaretten sind dem neuen GMK-Chef ein Dorn im Auge, sondern das Rauchen von E-Zigaretten ganz allgemein.
"Wir müssen eine ehrliche Debatte über ein Verbot elektronischer Zigaretten führen, etwa wenn es um die Aromen geht", sagte Lucha. "Es sind gerade diese Aromen, die zum Einstieg verführen." Verboten werden sollten nach Angaben seines Ministeriums zugesetzte Aromen, die den Reiz der E-Zigarette ausmachten, etwa Menthol. Der Zusatz von Menthol ist bei klassischen Zigaretten seit 2020 verboten.
Es sei nicht nachvollziehbar, weshalb für E-Zigaretten weniger strenge Regelungen gelten sollten als für klassische Zigaretten, sagte Lucha. Er fordert eine rechtliche Gleichstellung. "Die Diskussion, ob hier geraucht, verdampft oder nur erhitzt wird, halte ich für eine Scheindebatte.
Am Ende ist doch entscheidend, welche Schadstoffe im Körper der Konsumierenden oder in der Nähe befindlicher Personen ankommen." Die E-Zigarette suggeriere eine geringere gesundheitliche Belastung - und dies müsse vermieden werden.
Manne Lucha: "Die Regeln des Nichtraucherschutzes müssen auch für E-Zigaretten gelten"
Lucha hat in diesem Jahr den Vorsitz bei der Gesundheitsministerkonferenz inne. Dort treffen die jeweiligen Ministerinnen und Minister der Bundesländer in der Regel jährlich zum Austausch zusammen. Die Regeln des Nichtraucherschutzes müssten auch für E-Zigaretten gelten, so Lucha.
Das treffe aber bislang nur zu, wenn in den E-Zigaretten auch Nikotin enthalten sei, teilte Luchas Ministerium mit. Wenn jemand im Restaurant eine E-Zigarette rauche, hätten Ordnungsämter wenig Möglichkeiten, nachzuweisen, dass darin wirklich Nikotin sei, so das Ministerium. "Eine generelle Gleichstellung, unabhängig vom Inhaltsstoff, würde hier Rechtssicherheit schaffen und die Kontrollmöglichkeit erheblich vereinfachen."
Lucha kündigte für Baden-Württemberg aber auch weitere Schritte im allgemeinen Nichtraucherschutz an. "Wir brauchen eine qualifizierte Debatte über mehr und präzisere Beschränkungen beim Rauchen und einen konsequenten Nichtraucherschutz", sagte er. "Wir schauen uns an, in welchen Gepflogenheiten und räumlichen Kontexten wir Rauchen noch stärker nicht haben wollen."
Denn: Jugendliche greifen in Deutschland neuerdings wieder deutlich mehr zur Zigarette. Der Anteil der Raucherinnen und Rauchern bei den 14- bis 17-Jährigen stieg 2022 auf mehr als 15 Prozent, wie aus neuen Zahlen der regelmäßig durchgeführten "Deutschen Befragung zum Rauchverhalten" hervorgeht.
Der Schnitt der sechs Vorjahre hatte gut zehn Prozent betragen. Auch der Konsum von E-Zigaretten und ähnlichen Produkten stieg der Studie zufolge bei jungen Leuten deutlich an.
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