Liebeserklärung an den Körper: Aktfotos von echten Menschen verzaubern

Mannheim - Fotos von Speckfältchen, erschlafften Brüsten und hängender Haut, die zeigt, dass sie mal mit mehr Fett gefüllt war: Das Projekt "Dein Körper ist genug" wirbt mit Bildern von echten Menschen für mehr Körperakzeptanz und -vielfalt.

Caroline Gugu bei einem Fotoshooting für das Projekt. Sie hat lange Zeit gebraucht, um ihren Körper so zu lieben, wie er ist.
Caroline Gugu bei einem Fotoshooting für das Projekt. Sie hat lange Zeit gebraucht, um ihren Körper so zu lieben, wie er ist.  © Blushed Boudoir

Zum Jahresanfang nehmen sich viele wieder vor, mehr Sport zu machen und sich gesünder zu ernähren, weil sie sich in ihrem eigenen Körper nicht mehr wirklich wohlfühlen.

Manch einer wird sich wieder wohlfühlen, wenn er die drei Weihnachtspfunde endlich unten hat.

Doch es gibt auch Menschen, denen es schwerfällt, ihren Körper schön zu finden. So ging es auch Caroline Gugu, die durch das Körperakzeptanz-Projekt ihren Körper erst wieder lieben lernte.

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Nach der Trennung von ihrem Freund Mitte 2019 hat sie ihren Körper abgelehnt und dachte sich: "Ich muss jetzt abnehmen, um Männern zu gefallen", erinnert sie sich rückblickend an ihre Gedanken.

Um sich selbst zu beweisen, dass das nicht wahr ist, ging Caroline einen anderen Weg: Sie entschied sich, die Hüllen vor der Kamera fallen zu lassen, sich zu zeigen und Freundschaft mit ihrem Körper zu schließen. "Ich fange nicht an, meinen Körper zu verändern, um anderen zu gefallen! Wenn ich lerne, ihn so zu lieben wie er ist, werden es auch andere tun", so die 29-Jährige.

Bei einer Vernissage Ende 2019 erzählte sie schließlich auf der Bühne von ihrer Geschichte: "Ich wog zwischen 49 und 160 Kilo. Ich habe sämtliche Körperformen angenommen und alle Extreme waren Ausdruck einer Essstörung. Auch in meiner Beziehung wurde mein Körper abgelehnt. Mein Partner konnte meinen Körper nicht schön finden. Heute sehe ich meinen Körper und weiß, dass er genug ist. Ich habe gelernt, meine Kurven zu lieben."

Jeder Körper erzählt seine ganz eigene Geschichte

Leonard Grobien (22) leidet an der Glasknochenkrankheit und hat sich für das Projekt "Dein Körper ist genug" ablichten lassen.
Leonard Grobien (22) leidet an der Glasknochenkrankheit und hat sich für das Projekt "Dein Körper ist genug" ablichten lassen.  © Caroline Gugu

Durch die positive Resonanz des Umfelds spürte sie, dass sie Teil des Teams werden will. Mit dem eigenen Körper unzufrieden zu sein, bewege so viele Menschen. "Es ist erschreckend, wie viele Menschen ihren Körper hassen. Das beginnt oftmals bereits in jungen Jahren." Der Prozess, sich nackt vor die Kamera zu stellen, seinen Körper in seiner Echtheit zu sehen und zu zeigen, sei für sie und alle anderen Models sehr heilend gewesen.

"Ich habe früher den Anblick meines Körpers gemieden und mich nach dem Duschen vor dem Spiegel umgedreht." Heute zeigt sie sich auf den Fotos auch in Unterwäsche oder nur mit einem Laken verhüllt. Und sie fühlt sich wohl dabei.

Eine Weiterbildung zog die gebürtige Baden-Württembergerin nach Berlin.

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Während des ersten Lockdowns im Frühjahr nutzte Caroline die Zeit und kaufte eine Kamera-Ausrüstung. Sie lernte, wie sich die verschiedensten Körper natürlich in Szene setzen lassen.

Wichtig ist ihr dabei, dass sich das Model wohlfühlt und man dies auf den Bildern wiedererkennt.

Dadurch bekämen die Bilder eine individuelle und persönliche Note. Inzwischen ist sie fester Bestandteil des Teams und kümmert sich um Podcasts, Social Media, Fotoshootings und Finanzen, während Initiatorin und Psychologin Caroline Hopp sich um den Aufbau von Online-Workshops und Retreats, Organisatorisches und den Aufbau eines Netzwerks kümmert.

"Es geht um alle Menschen, um unsere bunte Vielfalt, weswegen wir uns entschlossen haben, das Projekt von Frauen auf alle Geschlechter auszuweiten - jede Person kann mitmachen", so Caroline zur Weiterentwicklung des Projekts.

Es gehe um jeden Menschen und jeden Körper

Auch Initiatorin Caroline G. steht vor der Kamera.
Auch Initiatorin Caroline G. steht vor der Kamera.  © Blushed Boudoir

Vor rund eineinhalb Jahren hatte TAG24 bereits mit Initiatorin Hopp über das Körperakzeptanz-Projekt gesprochen. Heute heißt das Projekt "Dein Körper ist genug" und hat seine Ausrichtung weiter geöffnet. Dicke, Dünne, Frauen, Männer, Diverse, Gehandicapte, Große und Kleine, aber auch Alte und Junge - alle ließen sich von der Kamera ablichten und alle verkörpern die Botschaft: "Dein Körper ist genug" - so wie er ist, mit all seinen Fältchen, Röllchen und vermeintlichen Makeln oder Unzulänglichkeiten.

So zog es auch Leonard Grobien (22), Filmemacher aus Köln, zu dem Projekt.

Er lebt mit der Glasknochenkrankheit und sein Körper ist kleiner als der von den meisten anderen. Sein Brustkorb ist ungleich und sein Brustbein wölbt sich nach Außen. Im Vergleich zu seinem Brustkorb wirkt der Kopf unverhältnismäßig groß.

Doch soll er sich deshalb unwohl in seinem Körper fühlen?

Nein, dabei lächelt er selbstbewusst in die Kamera. Durch seine liebevolle Familie lernte er, sich selbst zu lieben, auch wenn sein Körper etwas zerbrechlicher ist.

Schönheitsideale gibt es für alle: Männer und Frauen jeden Alters

Doris und Udo ziehen sich für "Dein Körper ist genug" aus und zeigen, dass sie sich in ihren Körpern wohlfühlen.
Doris und Udo ziehen sich für "Dein Körper ist genug" aus und zeigen, dass sie sich in ihren Körpern wohlfühlen.  © Jennifer Siegel Photo

"Wir alle kennen das Schönheitsideal für Mann und Frau. Deshalb zeigen wir alle körperunabhängig von Geschlecht, Alter, Hautbeschaffenheit, ethnischen Herkunft, Menschen mit einer Behinderung oder ähnlichem. Selbst Menschen, die dem vermeintlichen Ideal entsprechen, fühlen sich nicht genug", sagt die Projektmanagerin, die hauptberuflich als Personalerin arbeitet.

Damit kämpft das Projekt für mehr Körperliebe und -vielfalt, damit Menschen lernen, sehen und wertzuschätzen, wie unterschiedlich, echt und schön die Körper sind.

Geld wirft das Projekt noch nicht ab, doch inzwischen gibt es Spenden und Fördergelder für Coachings, die Hopp und Gugu beispielsweise bei Strategie- und Gründungsfragen oder auch im Marketing unterstützen.

In erster Linie geht es den beiden nicht ums Geld verdienen, sondern um das Werben für mehr Körperakzeptanz und das Aufbauen einer Bewegung.

"Es geht um das Zeigen verschiedener, echter Körper. Im Fernsehen und auf Social Media werden Schönheitsideale gezeigt, denen wir nicht entsprechen. Die meisten Menschen sehen eben nicht so aus und das lässt uns nicht genug erscheinen. Es braucht kein Schönheitsideal. Es braucht Echtheit und Unterschiedlichkeit", sagt Caroline.

Doris (56) und Udo (61) lernten mit ihrer Beziehung, ihre Körper neu zu lieben. Doris kann ihren Körper mit der Krankheit Multiples Sklerose nun akzeptieren. Udo hatte mit seiner Körpergröße von 164 cm zu kämpfen. Beide zeigen sich heute nackt vor der Kamera und haben dabei sogar richtig Spaß.

Jeder Körper ist schön und liebenswert

Jenner ist "im falschen Körper geboren". Erst nach mehreren Operationen fühlte sie sich wohl.
Jenner ist "im falschen Körper geboren". Erst nach mehreren Operationen fühlte sie sich wohl.  © Caroline Gugu

Auch für Jenner Hendrix (24) war der Weg zur Körperakzeptanz steinig: Sie wurde nicht im richtigen Körper geboren, dem falschen Geschlecht zugeordnet und wusste schon im Kindergarten, dass das nicht der Körper ist, in dem sie sich Zuhause fühlt.

Erst durch mehrere geschlechtsangleichende Operationen konnte sie sich ihrem Körper und der weiblichen Identität näherkommen und ihn lieben lernen. Doch noch heute kämpft sie als Transfrau damit, noch nicht weiblich genug zu sein.

"Sie hat mehrere geschlechtsangleichende Wege bestritten und setzt sich öffentlich für mehr Akzeptanz der Queerszene bzw. für transidente Menschen ein. Das ist ihr Weg zu einem Körper zu finden, indem sie sich wohlfühlt. Auch wir lehnen Schönheits-OPs nicht grundlegend ab. Es geht darum, ob man es für andere macht oder für sich selbst", erklärt Gugu.

"Dein Körper ist genug" ist ein Projekt, das verschiedene Menschen, Geschichten und Wege zeigt, seinen Körper zu lieben, um sich in seiner Haut wohlzufühlen.

Titelfoto: Blushed Boudoir

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