Cyberangriffe, Drohnen und Spione: Südwest-Kommandeur spricht von Attacken aus Russland
Von David Nau
Stuttgart - Deutschland ist nach Einschätzung des Chefs des Landeskommandos Baden-Württemberg regelmäßig Ziel hybrider Attacken aus Russland.

"Wir beobachten es jeden Tag", sagte der Kapitän zur See Michael Giss der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Es gehe um Cyberangriffe auf die Verwaltung, auf Firmen oder die Deutsche Bahn, die sich in vielen Fällen Richtung Russland zurückverfolgen ließen.
Die hybriden Attacken betreffen nach Einschätzung des Kommandeurs aber nicht nur zivile Strukturen.
"Was wir zunehmend feststellen, sind Ausspähversuche, unerlaubte Drohnenflüge über Kasernen, auch über Truppenübungsplätzen, wo ukrainische Kameraden ausgebildet werden", sagte der Kapitän zur See, der das Landeskommando seit einigen Monaten führt.
Konkrete Zahlen zu Ausspähversuchen im Südwesten nennt das Innenministerium nicht. Den Sicherheitsbehörden lägen aber Hinweise über Drohnensichtungen auch im Bereich militärischer Einrichtungen vor, teilte ein Sprecher mit.
Hinweise ließen sich im Nachhinein regelmäßig nur schwer verifizieren.

"Wegwerfagenten" im Land
"Wir wissen auch, dass es im Land Menschen gibt, die unter uns leben, die sehr aufmerksam Dinge beobachten, sei es Infrastruktur, sei es Bundeswehrkasernen." Ihre Erkenntnisse meldeten sie nach Russland weiter, so Giss. "Experten nennen solche Leute Wegwerfagenten."
Er persönlich sei zudem davon überzeugt, dass es in Deutschland auch Schläfer gebe, die auf Zuruf aktiviert werden könnten.
"Das deckt sich auch mit der russischen Militärstrategie, dass man deutlich vor einem militärischen Konflikt ein Zielland hybrid zerlöchert, dort für Uneinigkeit sorgt, die Gesellschaft auseinanderbringt", sagte Giss der dpa.
Südwesten für russische Spionage interessant

Nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden im Südwesten ist Baden-Württemberg für russische Spionageaktivitäten interessant.
"In Baden-Württemberg sind neben militärischen Einrichtungen von Bundeswehr und NATO zahlreiche potenziell bedeutende Ziele für russische Nachrichtendienste ansässig, darunter Weltmarktführer der Rüstungsindustrie", sagte der Sprecher des Ministeriums.
Erst am Freitag hatte Innenminister Thomas Strobl (CDU) bei einem Treffen im Innenministerium mit Regierungspräsidenten, Landräten und Oberbürgermeistern über zivile Verteidigung gesprochen.
Titelfoto: Marijan Murat/dpa