Todesdrohung gegen Linken-Politikerin: Gökay Akbulut fordert Verbot der "Grauen Wölfe"
Mannheim - Nach Ansicht der Linken-Politikerin Gökay Akbulut (38) müssen die Grauen Wölfe in Deutschland schnell verboten werden.
Die 38-Jährige Alevitin wird selbst von den türkischen Extremisten bedroht.
Ende Januar hatte die Mannheimer Parlamentarierin ein Bild im Online-Dienst Instagram mit Patronen und einer Pistole mit der türkischen Aufschrift "Der Tod wird Dich finden" erhalten. Es war die zweite Mail dieser Art.
Frage: Wie gehen Sie mit der Bedrohung um?
Gökay Akbulut: Ich lasse mich nicht einschüchtern und halte mit Kritik an den Grauen Wölfen nicht hinterm Berg. Aber manchmal habe ich schon ein mulmiges Gefühl im Bauch.
Und die Familie macht sich natürlich auch Sorgen. Meine Eltern bekommen es mit der Angst zu tun, wenn ich mich nicht regelmäßig bei ihnen melde.
Bei Veranstaltungen suche ich mir immer eine Begleitung. Das ist zwar alles unangenehm, gehört aber leider zum Job.
Darum sind die Grauen Wölfe so gefährlich
Frage: Warum sind die Grauen Wölfe so gefährlich?
Gökay Akbulut: Sie sind der faschistischen Partei MHP in der Türkei verbunden, die Aleviten, Armenier und Juden - kurz alle Nichttürken - verfolgt und den Tod Tausender Oppositioneller zu verantworten hat.
In den sozialen Medien sind hierzulande junge Anhänger der Grauen Wölfe aktiv, die Gegner im Internet zu Zielscheibe erklären.
Im Wesentlichen ist es nur zu Bedrohungen gekommen - bis jetzt. In Deutschland versuchen die türkischen Nationalisten verstärkt, Mitglieder anzuwerben und finanzieren dazu Vereine und Moscheen.
Frage: Was erwarten Sie von der Bundesregierung?
Gökay Akbulut: Sie muss endlich tätig werden und die Grauen Wölfe verbieten. Es gibt genug Informationen und Gründe dafür. Schließlich hat sich der Bundestag in einem einen interfraktionellen Antrag für ein Verbot ausgesprochen. In Frankreich ist die Organisation schon untersagt.
Zur Person: Gökay Akbulut
In der Türkei geboren, lebt Gökay Akbulut seit 1990 in Deutschland. An der Uni Heidelberg studiert sie Politische Wissenschaft, Soziologie und Öffentliches Recht.
Seit 2006 Mitglied der Linken kommt sie über kommunalpolitische Arbeit im Mannheimer Gemeinderat 2017 für den Wahlkreis Mannheim in den Bundestag. Dort ist die 38-Jährige integrations- und migrationspolitische Sprecherin ihrer Fraktion.
Region Stuttgart ist Schwerpunkt der Grauen Wölfe
Das Landesamt für Verfassungsschutz warnt einem Bericht der Stuttgarter Nachrichten zufolge vor der türkisch-nationalistischen Bewegung der Grauen Wölfe im Land.
Stadt und Region Stuttgart seien mit ihren mehr als 20 einschlägigen Vereinen ein Schwerpunkt der sogenannten Ülkücü-Bewegung in Baden-Württemberg und in ganz Deutschland, zitiert das Blatt einen Sprecher der Behörde.
Titelfoto: Christophe Gateau/dpa