Spionagevorwurf: US-Journalist drohen 20 Jahre Haft in Russland

Jekaterinburg - Der russische Geheimdienst FSB hat laut Staatsmedien in Jekaterinburg im Ural einen Korrespondenten der renommierten US-Zeitung Wall Street Journal wegen angeblicher Spionage festgenommen. Ihm drohen 20 Jahre Haft.

Der US-Journalist Evan Gershkovich wurde vom russischen Geheimdienst festgenommen. (Symbolbild)
Der US-Journalist Evan Gershkovich wurde vom russischen Geheimdienst festgenommen. (Symbolbild)  © Fotomontage: dpa/Alexander Zemlianichenko//Instagram/evangershkovich

Der 1991 geborene Reporter Evan Gershkovich werde der "Spionage im Interesse der amerikanischen Regierung" verdächtigt, teilte der FSB am heutigen Donnerstag laut Staatsagentur Tass mit.

Gegen ihn sei ein Strafverfahren eingeleitet worden.

Gershkovich habe im Auftrag der US-Seite Informationen über den militärisch-industriellen Komplex in Russland gesammelt, die ein Staatsgeheimnis darstellten.

Rechts vereint: Werteunion und Bündnis Deutschland verschmelzen!
Politik Rechts vereint: Werteunion und Bündnis Deutschland verschmelzen!

Das Wall Street Journal bestätigte die Festnahme.

"Beim Versuch, geheime Informationen zu erhalten, wurde der Ausländer in Jekaterinburg festgenommen", teilte der FSB demnach mit.

Medien hatten zuvor berichtet, der Reporter sei verschwunden.

Er hatte demnach versucht, eine Reportage über die Einstellung der Bevölkerung zu den Anwerbeversuchen der Privatarmee Wagner zu schreiben.

"Das Wall Street Journal ist tief besorgt um die Sicherheit von Mister Gershkovich", kommentierte die Zeitung die Festnahme.

Nicht der erste angebliche Geheimagent

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa (47) begründet die Festnahme mit dem Verdacht auf Spionage.
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa (47) begründet die Festnahme mit dem Verdacht auf Spionage.  © dpa/AP/Russian Foreign Ministry Press Service

US-Amerikaner werden immer wieder in Russland wegen Spionage verdächtigt. Das dürfte der erste Fall eines Journalisten sein, der offiziell beim russischen Außenministerium akkreditiert ist.

Die Sprecherin des Ministeriums, Maria Sacharowa (47), verteidigte am Donnerstag die Festnahme.

Womit sich Gershkovich in Jekaterinburg befasst habe, habe nichts mit Journalismus zu tun.

Migration und Rundfunkbeitrag als heiße Themen: Länderchefs sind sich uneinig
Politik Migration und Rundfunkbeitrag als heiße Themen: Länderchefs sind sich uneinig

"Leider ist dies nicht der erste Fall, wo der Status eines ausländischen Korrespondenten, das Journalistenvisum und die Akkreditierung von Ausländern in unserem Land zur Verschleierung einer Tätigkeit genutzt werden, die kein Journalismus ist", behauptete sie auf ihrem Telegram-Kanal.

Russland hatte zuletzt im Zuge des Ukraine-Kriegs die Gangart gegen westliche Journalisten verschärft.

Die russische Opposition sprach von einer "Geiselnahme".

"Putin ist bereit, jede Methode anzuwenden, um Druck auf den Westen auszuüben", teilte das Team des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny (46) mit.

Kremlchef Wladimir Putin (70) hatte in der Vergangenheit immer wieder inhaftierte russische Kriminelle in den USA durch einen Austausch mit in Moskau verurteilten Amerikanern freibekommen.

Russisches Gericht erlässt Haftbefehl gegen Gershkovich

Moskau: Evan Gershkovich, Korrespondent des Wall Street Journal, wird von Beamten vom Lefortovsky-Gericht zu einem Bus eskortiert.
Moskau: Evan Gershkovich, Korrespondent des Wall Street Journal, wird von Beamten vom Lefortovsky-Gericht zu einem Bus eskortiert.  © Alexander Zemlianichenko/AP

Ein Gericht in Moskau hat gegen Gershkovich Haftbefehl wegen angeblicher Spionage erlassen.

Das meldete die russische Staatsagentur Tass am Donnerstag. Dem Journalisten drohen jetzt bis zu 20 Jahre Haft bei einer Verurteilung.

Originalmeldung von 14.43 Uhr, aktualisiert um 14.55 Uhr

Titelfoto: Fotomontage: dpa/Alexander Zemlianichenko//Instagram/evangershkovich

Mehr zum Thema Politik: