Steckt Putin dahinter? 50.000 Fake-Profile verbreiten prorussische Posts
Berlin - Mit Zehntausenden gefälschten Accounts werden auf X, ehemals Twitter, gezielt Lügen verbreitet. Dahinter steckt wohl eine prorussische Desinformationskampagne.
Spezialisten des Auswärtigen Amtes haben vom 20. Dezember 2023 bis 20. Januar 2024 mit einer speziellen Software X ausgewertet, berichtete der Spiegel unter Berufung auf die vertrauliche Analyse. Demnach fanden sie mehr als 50.000 gefälschte Nutzerkonten.
Sie setzten mehr als eine Million deutschsprachige Tweets ab. Ziel sei es gewesen, Wut zu schüren und das Vertrauen in die Bundesregierung, Demokratie und Medien zu untergraben. Gleichzeitig sollte so die Unterstützung für die Ukraine ins Wanken gebracht werden.
Einer der meistverbreiteten Tweets lautet: "Ich finde es enttäuschend, dass die Regierung mehr für andere Länder tut als für die eigenen Bürger."
In einem anderen hieß es: "Es ist eine Schande, dass die Ampel-Koalition die Probleme im eigenen Land nicht zuerst angeht."
Das ist das Ziel der Angreifer
Außerdem wurden Seiten bekannter Medienmarken nachgebaut und dort gefälschte Artikel platziert. So hieß es beispielsweise bei der Fake-Süddeutschen, dass der Krieg für die Ukraine "eindeutig verloren" sei.
Ähnlich wurde bereits bei einer 2022 bekannt gewordenen russischen "Doppelgänger"-Kampagne vorgegangen. Vermutlich handelt es sich um eine weitere Angriffswelle als Teil "hybrider Kriegsführung".
"Ziel der Angreifer ist es, nicht nur Schaden anzurichten, sondern insbesondere Gesellschaften zu destabilisieren und die öffentliche Meinung zu beeinflussen", erklärt das Bundesverteidigungsministerium die Strategie.
Diese lief offenbar in großen Teilen automatisiert ab. Die Experten sahen sich 4000 der anscheinend aus Russland gesteuerten Nutzerkonten genauer an. Zeitgleich und im gleichen Takt veröffentlichten diese Posts auf Twitter.
Wie erfolgreich ist die prorussische Desinformationskampagne? Das ist nicht messbar. Aber da Wladimir Putin (71) sie weiterverfolgt, scheint er von ihr überzeugt zu sein.
Titelfoto: Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa