Nächster britischer Premier unter Druck: "Er ist ein schwacher Anführer"

London - Ein britischer Experte hat Premierminister Rishi Sunak (42) ein schlechtes Zeugnis für die ersten 100 Tage im Amt ausgestellt.

Wie seine beiden Vorgänger Boris Johnson (58, nicht im Bild) und Liz Truss (47, nicht im Bild) wird auch Rishi Sunak (42) zunehmend mit Kritik überhäuft.
Wie seine beiden Vorgänger Boris Johnson (58, nicht im Bild) und Liz Truss (47, nicht im Bild) wird auch Rishi Sunak (42) zunehmend mit Kritik überhäuft.  © Frank Augstein/AP/dpa

Sunak habe größere Widerstände in seiner Konservativen Partei nur verhindert, weil er den Forderungen parteiinterner Gegner nachgegeben habe, sagte der Politologe Tim Bale (57) der Deutschen Presse-Agentur in London.

"Er hat sich zudem als schwacher Anführer gezeigt, weil er mehrere skandalumwitterte Kabinettsmitglieder nicht entlassen oder sogar erst eingestellt hat", sagte Bale.

Gegen Vizepremierminister Dominic Raab (48) gibt es Mobbingvorwürfe, Tory-Generalsekretär Nadhim Zahawi (55) ist in eine Steueraffäre verwickelt.

Am 1. Februar ist es 100 Tage her, dass Sunak von der Tory-Fraktion ohne Wahl zum neuen Parteichef gekürt und deshalb einen Tag später Premierminister wurde. Die nächste Parlamentswahl ist für 2024 geplant.

Sunak stelle sich als wirtschaftlich klug dar, sagte der Experte der Londoner Queen Mary University. Allerdings sei seine Politik nicht der Grund für die leicht gesunkene Inflation oder geringes Wirtschaftswachstum.

Persönliche Umfragewerte für Rishi Sunak bereits gesunken

Rishi Sunak (42)während der Fragestunde des Premierministers (Prime Minister's Questions) im Unterhaus.
Rishi Sunak (42)während der Fragestunde des Premierministers (Prime Minister's Questions) im Unterhaus.  © Jessica Taylor/Uk Parliament/PA Media/dpa

Im Tarifstreit im öffentlichen Dienst gebe sich Sunak demonstrativ hart. Doch die Sympathie der Wähler liege aufseiten der streikenden Pflegekräfte und Sunak wirke wegen seiner Härte vor allem "gemein", sagte Bale.

Der Premier sei keinesfalls der Alleinschuldige am schlechten Zustand der Konservativen Partei, die in Umfragen weit hinter der stärksten Oppositionspartei Labour zurückliegt.

"Er hat von seinen Vorgängern eine furchtbare wirtschaftliche und politische Position geerbt und keine andere Wahl, als sich als denjenigen darzustellen, der das Chaos aufräumt", so Bale.

Das sei aber schwierig, da Sunak die ehemaligen Premiers Boris Johnson (58) und Liz Truss (47) nur ungern kritisiere, um nicht den Zorn ihrer Gefolgsleute im Parlament auf sich zu ziehen.

"Alles in allem und nach Umfragen zu urteilen, die zeigen, dass seine persönlichen Bewertungen gesunken sind und seiner Partei ohnehin nicht geholfen haben, sieht es ziemlich düster aus", sagte Bale.

Titelfoto: Jessica Taylor/Uk Parliament/PA Media/dpa

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