Liz Truss kritisiert mächtige Wirtschaftselite: "Das Establishment hat mich gestürzt"
London - Die frühere britische Premierministerin Liz Truss (47) hat sich erstmals seit ihrem Sturz im Oktober zu Wort gemeldet.
In einem Essay im "Sunday Telegraph" machte sie "ein sehr mächtiges wirtschaftliches Establishment und mangelnde politische Unterstützung" für ihr Scheitern verantwortlich.
Ihre inzwischen weitgehend rückgängig gemachten Pläne für radikale Steuersenkungen, mit denen sie das Wirtschaftswachstum ankurbeln wollte, aber eine Finanzkrise auslöste, sind inzwischen so gut wie alle zurückgenommen worden.
Truss, die als Premierministerin mit der kürzesten Amtszeit in die Geschichte Großbritanniens eingegangen ist, äußerte sich wohlwollend über ihren Vorgänger Boris Johnson (58).
Diesem werden inzwischen Ambitionen auf eine Rückkehr an die Regierungsspitze nachgesagt.
Ihren Nachfolger Rishi Sunak (42) erwähnte sie nicht namentlich, ließ aber durchblicken, dass sie seine auf eine Konsolidierung des Haushalts ausgerichtete Steuerpolitik kritisch sieht.
Truss war nach nicht einmal 50 Tagen im Amt krachend gescheitert, weil sie mit ihrer Niedrigsteuerpolitik zwar ein konservatives Dogma bediente, die Finanzmärkte aber mit ihrem rein schuldenfinanzierten Vorhaben schockierte.
Sunak trat an, um die Scherben aufzukehren. Das gelang, wenn auch zum Preis von Steuererhöhungen - ein rotes Tuch für viele Tories.
Titelfoto: Jonathan Brady/PA Wire/dpa