Erdogan in Deutschland: Höheres Polizeiaufgebot als angenommen

Berlin - Rund 2800 Polizisten, umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen und Absperrungen haben den Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (69) am Freitag in Berlin begleitet.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r.) begrüßte den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im Schloss Bellevue.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r.) begrüßte den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im Schloss Bellevue.  © Michael Kappeler/dpa

Die Polizei konnte die Zahl ihrer Einsatzkräfte durch Unterstützung aus anderen Bundesländern noch mal deutlich gegenüber der zuvor genannten Zahl von 1500 Polizisten erhöhen. Für Erdogan gilt wie für einige andere internationale Staatschefs Sicherheitsstufe 1.

Seit dem frühen Freitagmorgen wurden größere Gebiete rund um das Kanzleramt, das Schloss Bellevue als Amtssitz des Bundespräsidenten sowie die türkische Botschaft am Tiergarten abgesperrt. Zutritt erhielten nur Anwohner mit Ausweis. Demonstrationen waren dort verboten, ebenso das Abstellen von Autos.

Erdogan landete am frühen Nachmittag auf dem Berliner Flughafen. Auf gesperrten Straßen fuhr sein Konvoi mit Polizeibegleitung über die Autobahn bis Schöneberg und dann auf der Dominicusstraße und Martin-Luther-Straße Richtung Großer Stern und Schloss Bellevue.

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An manchen Stellen standen Menschen und winkten der Autokolonne zu oder klatschten, Autofahrer hupten. Auf einem Balkon in der Dominicusstraße warteten mehrere Frauen in Decke gehüllt, bis der Konvoi vorbeifuhr.

Am Nachmittag traf Erdogan Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (67) und anschließend Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD). Die Abreise war für den Abend geplant.

Demo: "Kein roter Teppich für den Islamisten Erdogan"

Einige Demonstranten versammelten sich vor dem Schloss Bellevue.
Einige Demonstranten versammelten sich vor dem Schloss Bellevue.  © Annette Riedl/dpa

Während des Besuchs gab es nur vereinzelt Proteste am Rand der Sperrzone.

Mitglieder der Gesellschaft für bedrohte Völker standen am Mittag nahe des Schlosses Bellevue, dem Amtssitz von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, und zeigten ein Transparent mit der Aufschrift: "Kein roter Teppich für den Islamisten Erdogan". Einige von ihnen trugen Masken mit den Gesichtern von Steinmeier, Kanzler Olaf Scholz und Erdogan.

Eine große Demonstration von Kurden war erst für Samstag mit 3000 Teilnehmern angemeldet. Die Demonstranten wollen von Kreuzberg zum Brandenburger Tor laufen, um gegen das Verbot der kurdischen Arbeiterpartei PKK zu protestieren.

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Aufrufe dazu kamen auch von linksradikalen Gruppen. Der Besuch von Erdogan ist umstritten, weil er sich im Gaza-Konflikt an die Seite der islamistischen Terrororganisation Hamas stellte.

Außerdem wollen am Samstag auch wieder palästinensische Gruppen gegen den Krieg Israels im Gazastreifen demonstrieren. Am Abend treffen die Fußball-Nationalmannschaften von Deutschland und der Türkei bei einem Freundschaftsspiel im Olympiastadion aufeinander.

Vor Erdogan-Besuch: Granate gesprengt

An Erdogans Besuchstag wurde am Vormittag nahe dem Gelände von Schloss Bellevue eine alte Panzergranate aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden, wie eine Polizeisprecherin sagte.

Eine zivile Firma suchte dort nach Kampfmitteln wie Bomben und Granaten aus dem Krieg. Die Panzergranate wurde gesprengt, das Gelände sei ja ohnehin abgesperrt gewesen, sagte die Sprecherin.

Titelfoto: Montage: Michael Kappeler/dpa, Annette Riedl/dpa

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