Erdogan in Berlin: Kühler Empfang für einen schwierigen Staatsgast
Berlin - Hoch umstritten: Beim ersten Besuch vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (69) in Deutschland seit fast vier Jahren war der Gesprächsbedarf groß. Überschattet wurden die Themen aber von Erdogans Entgleisungen zum Israel-Krieg im Vorfeld. Beim Abendessen im Kanzleramt ging's wohl auch um Kampfjets.
"Dass wir zum Teil sehr unterschiedliche Ansichten haben, ist kein Geheimnis", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD) im Vorfeld der Gespräche und steckte deren Themen ab.
Es solle um die Aufnahme Schwedens in die NATO, die Situation in Nahost sowie die "irreguläre Migration nach Europa" gehen.
2022 stand die Türkei auf Platz 3 der Herkunftsländer von nach Deutschland geflüchteten Menschen. Scholz dankte Erdogan für seinen Vermittler-Einsatz im Ukraine-Krieg.
Erdogan fiel im Vorfeld des Treffens mit seinen Äußerungen gen Israel auf.
Die Ermordung vieler Hundert israelischer Zivilisten beim Terrorangriff am 7. Oktober hatte er zwar verurteilt, die dafür verantwortliche Hamas aber später als "Befreiungsorganisation" bezeichnet.
Erdogan will Kampf-Flugzeuge und in die EU
Israel warf er dagegen einen "Genozid" (Völkermord) im Gazastreifen vor und stellte Israels Existenzrecht infrage. Scholz tat das als "absurd" ab, betonte am heutigen Freitag auch die deutsche Palästina-Unterstützung.
Mit 160 Millionen Euro gelte die BRD als einer der weltweit größten Unterstützer des Gazastreifens.
Erdogan brachte eigene Themen an den Abendbrottisch: Er wolle über den EU-Beitritt seines Landes sprechen. "Seit 52 Jahren wartet die Türkei an der Tür der EU", so der 69-Jährige.
Noch vor Erdogans Besuch im Kanzleramt hatte die Türkei auf ein deutsches Ja zum türkischen Kauf von Eurofighter-Kampfjets gedrängt.
Ankaras Interesse an 40 Kampfflugzeugen sei der Regierung bekannt, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit (51). Erdogan traf indes im Schloss Bellevue Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (67).
Titelfoto: dpa/Bernd von Jutrczenka