Trump in Schweigegeld-Prozess schuldig gesprochen! Das droht ihm jetzt
New York - Zum ersten Mal in der Geschichte der USA wird ein ehemaliger Präsident strafrechtlich verurteilt. Die Jury im New Yorker Schweigegeld-Prozess spricht Donald Trump (77) in allen Anklagepunkten schuldig.
Das teilte die Jury am Donnerstag in New York mit. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Vereinigten Staaten, dass ein Ex-Präsident wegen einer Straftat verurteilt worden ist.
Trump, der am Nachmittag im Gerichtssaal gelassen gewirkt hatte, nahm das Urteil äußerlich ungerührt und mit versteinerter Miene hin.
Vor dem Gerichtssaal bezeichnete er die Entscheidung in einer kurzen Stellungnahme als "Schande" und sagte: "Ich bin ein sehr unschuldiger Mann." Sein Anwalt kündigte an, umgehend Berufung gegen das Urteil einzulegen.
Richter Juan Merchan legte den 11. Juli als Datum für die Verkündung des Strafmaßes fest. Wenige Tage später beginnt der Nominierungsparteitag der Republikaner in Milwaukee. Dann dürfte Trump, der nach der Präsidentenwahl im November wieder ins Weiße Haus einziehen will, offiziell von seiner Partei zum Präsidentschaftskandidaten gekürt werden.
Ihm droht nach dem Schuldspruch in New York eine Geldstrafe oder eine mehrjährige Freiheitsstrafe, die auch zur Bewährung ausgesetzt werden könnte.
Doch auch nach einer rechtskräftigen Verurteilung könnte der Republikaner bei der Präsidentenwahl antreten. Selbst dann, wenn er schon eine Haftstrafe im Gefängnis absitzt!
Trump wegen illegaler Wahlkampf-Finanzierung verurteilt
Die Staatsanwaltschaft warf Trump vor, er habe seine Aussichten auf einen Erfolg bei der Präsidentschaftswahl 2016 durch die Zahlung von 130.000 Dollar Schweigegeld an die Pornodarstellerin Stormy Daniels verbessern wollen und den Geldfluss anschließend unrechtmäßig verbucht.
Dazu hatten die sieben Männer und fünf Frauen der Jury seit Mitte April die Aussagen von mehr als 20 Zeuginnen und Zeugen angehört - die Beratungen der Geschworenen liefen seit Mittwoch.
Obwohl die - von keiner Seite bestrittene - Zahlung selbst nicht illegal war, soll der heute 77-Jährige bei der Erstattung des Betrags an seinen damaligen persönlichen Anwalt Michael Cohen (57) Unterlagen manipuliert haben, um den wahren Grund der Transaktion zu verschleiern.
Dadurch habe er sich der illegalen Wahlkampf-Finanzierung in 34 Fällen schuldig gemacht. Trumps Anwälte hatten argumentiert, es habe sich um gewöhnliche Anwaltshonorare gehandelt.
Trump gibt sich kämpferisch
Prominente Republikaner und glühende Anhänger Trumps reagierten empört auf den Schuldspruch. "Heute ist ein beschämender Tag in der amerikanischen Geschichte", schrieb der republikanische Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Mike Johnson (52), auf der Plattform X. Das Urteil sei "falsch" und "gefährlich".
Trump wirkte am Donnerstag vor Gericht nach außen hin so entspannt wie an kaum einem anderen der Verhandlungstage. Als er und alle anderen Prozessbeteiligten gegen 16.30 Uhr schon davon ausgingen, dass die Jury-Beratungen sich in den Freitag ziehen würden, verkündete Richter Merchan, dass die Jury ein Urteil gefällt habe.
Schlagartig änderte sich die Stimmung im Gerichtssaal 1530. Trump, der gerade noch mit seinem Anwalt Blanche angeregt geplaudert und sogar geschmunzelt hatte, wurde still und starrte mit versteinerter Miene geradeaus.
So nahm er dann auch das Urteil eine halbe Stunde später hin: Der Vorsitzende der Jury stand auf und bekam nacheinander alle Anklagepunkte vorgelesen. Seine Antwort 34 Mal in Folge: "Schuldig."
Vor dem Gerichtssaal sprach Trump danach kurz in die Fernsehkameras. Das eigentliche Urteil werde am Tag der Präsidentenwahl fallen werde, sagte er - also am 5. November.
Titelfoto: Seth Wenig/POOL AP/AP/dpa