Polens Präsident glaubt: Regenbogenfahne an Jesus-Statue verletzt Gläubige

Warschau - Polens Präsident Andrzej Duda (48) hat Aktivisten kritisiert, die eine Regenbogenfahne der Bewegung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Menschen (LGBT) an einer Jesus-Statue in Warschau aufgehängt hatten.

Polens linke Abgeordnete stehen in Regenbogenfarben gekleidet vor dem polnischen Parlament, um während der Vereidigungszeremonie von Präsident Duda (48) ihre Unterstützung für die LGBT-Gemeinschaft auszudrücken.
Polens linke Abgeordnete stehen in Regenbogenfarben gekleidet vor dem polnischen Parlament, um während der Vereidigungszeremonie von Präsident Duda (48) ihre Unterstützung für die LGBT-Gemeinschaft auszudrücken.  © Czarek Sokolowski/AP/dpa

"Ich denke, viele gläubige Menschen in Polen haben sich dadurch verletzt gefühlt", sagte Duda am Donnerstagabend laut Nachrichtenagentur PAP. 

Die Aktivisten hätten versucht, die Regenbogenfahne in irgendeiner Weise mit Christus zu verbinden. Das sei nicht fair und ein "sträflicher Akt".

In der vergangenen Woche waren Regenbogenfahnen, Anarchisten-Symbole und Statements an mehreren Denkmälern in der polnischen Hauptstadt aufgehängt worden (TAG24 berichtete), darunter auch an einer Jesus-Skulptur vor der Heilig-Kreuz-Kirche im Zentrum von Warschau. 

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Die Polizei hatte drei LGBT-Aktivisten festgenommen und später wieder freigelassen. Die Ermittler werfen ihnen die Verletzung religiöser Gefühle und die Entehrung von Denkmälern vor.

Die Rechte von sexuellen Minderheiten spielten in diesem Sommer eine prominente Rolle im polnischen Präsidentenwahlkampf. 

Der nationalkonservative Amtsinhaber Duda hatte sich im Wahlkampf mit homophoben Äußerungen profiliert. Unter anderem sagte er mit Blick auf Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender: "Man versucht uns einzureden, dass das Menschen sind. Aber es ist einfach nur eine Ideologie." 

Duda siegte in der Stichwahl am 12. Juli mit einem knappen Vorsprung vor seinem europafreundlichen Herausforderer Rafal Trzaskowski (48) und sicherte sich damit eine zweite Amtszeit (TAG24 berichtete).

Duda ehrt seinen "Meister"

Andrzej Duda (48), wiedergewählter Präsident von Polen, küsst auf dem Pilsudski-Platz in Warschau eine Flagge der polnischen Streitkräfte.
Andrzej Duda (48), wiedergewählter Präsident von Polen, küsst auf dem Pilsudski-Platz in Warschau eine Flagge der polnischen Streitkräfte.  © Marcin Obara/PAP/dpa

Am Donnerstag legte Duda dann den Eid für seine zweite Amtszeit ab - und verbeugte sich anschließend tief vor Polens Staatschef - und seinem politischen Ziehvater. 

"Mein Meister - Polens Präsident Professor Lech Kaczynski" - so sprach Duda in seiner Rede zur Amtseinführung von dem Mann, in dessen Büro einst seine Karriere begonnen hatte. 

Ohne Lech Kaczynski (†60) hätte es seine Präsidentschaft nie gegeben, sagte Duda. Die Abgeordneten der nationalkonservativen Regierungspartei PiS applaudierten stehend. 

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Kaczynski kam 2010 bei der Flugzeugkatastrophe von Smolensk ums Leben. Doch sein Zwillingsbruder Jaroslaw (71) hält bis heute als Chef der PiS die Zügel der polnischen Politik in der Hand. Duda gilt als sein treuer Gefolgsmann.

Die Feier zu Dudas Amtseinführung im Plenarsaal des polnischen Parlaments am Donnerstag war von Corona-Schutzmaßnahmen und Protesten der Opposition gekennzeichnet. Viele Sitze blieben leer. 

Solidarität mit sexuellen Minderheiten

Die Fraktion von Trzaskowskis Bürgerkoalition war nur als Delegation vertreten. Die Parlamentarierinnen des Linksbündnisses erschienen in bunten Kleidern, um die Regenbogenfarben darzustellen - das Symbol für die Bewegung von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgender-Menschen.

Männliche linke Abgeordnete trugen Regenbogen-Masken und solidarisierten sich auf diese Weise mit sexuellen Minderheiten, gegen die Duda im Wahlkampf gehetzt hatte.

Von seinem Veto-Recht hat Duda während seiner bisherigen Amtszeit eher zögerlich Gebrauch gemacht. Im Juli 2017 stoppte er nach massiven Protesten und Sanktionsdrohungen der EU-Kommission zwei Gesetze der umstrittenen Justizreform, billigte aber ein drittes.

Eine eigenständige Politik ließ er bislang nicht erkennen. Gegner nennen ihn spöttisch "Kaczynskis Kugelschreiber". Ob sich das in der zweiten Amtszeit ändern wird, darüber gehen die Ansichten in Warschau auseinander.

Titelfoto: Marcin Obara/PAP/dpa, Czarek Sokolowski/AP/dpa

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