Tierschützer halten Ratten für Bereicherung und fordern ein Ende der "grausamen" Schädlingsbekämpfung
Paris (Frankreich) - Seuchen, Krankheiten, multiresistente Keime: offenbar egal. In Paris gingen Tierschützer auf die Straße und forderten ein Ende der "grausamen" Schädlingsbekämpfung. Die Aktivisten halten Ratten für eine "Bereicherung" und glauben an ein "friedliches Zusammenleben" mit den Nagern.
Obwohl Paris von einer beispiellosen Rattenplage heimgesucht wird und die Müllabfuhr chronisch überlastet ist, gibt sich die Organisation PAZ (Paris Animaux Zoopolis) überzeugt, dass Ratten gut für die Stadt sind.
Mitte März suchten die Aktivisten mal wieder die Öffentlichkeit und demonstrierten nach einem aktuellen Bericht der Zeitung New York Post mitten in Paris für die Belange ihrer Lieblinge.
Ihre Hauptforderung: Schluss mit "tödlichen Methoden" bei der Schädlingsbekämpfung. Konkret heißt das: kein Gift, keine Klebefallen und erst recht keine Mausefallen.
Wie das funktionieren soll, wissen die Rattenschützer zwar nicht, doch auf jeden Fall braucht die Wissenschaft mehr Geld, Wohnungen sollen irgendwie saniert werden und ein "besseres Müll-Management" muss auch her.
Etwa ein Dutzend Menschen waren dem Aufruf gefolgt, hielten vor der Kirche Saint-Sulpice Pappschilder hoch, verteilten fleißig Flyer ans Volk und entrollten ein großes Banner mit Rattenabbildung und dem Slogan "Free Kisses".
Unabhängig davon streikte am selben Tag landesweit die Müllabfuhr.
Ratten-Aktivistin Amandine Sanvisens hat eine ganz klare Meinung
PAZ-Aktivistin Amandine Sanvisens hat eine ganz klare Meinung. "Sie wollen ihr Leben leben und wir das unsere", zitiert New York Post die engagierte Rattenschützerin.
Sie fordert ein Umdenken: "Wir sollten lernen, mit ihnen zusammenzuleben, ohne ihnen den Krieg zu erklären." Die Aktivistin ist überzeugt, dass ihr Traum von einer rattenfreundlichen Stadt von vielen Einwohner der französischen Hauptstadt geteilt wird.
Denn Sanvisens habe den Animationsfilm "Ratatouille" (2007) gesehen und beobachte seitdem eine positive Entwicklung in der französischen Gesellschaft, hin zu mehr Offenheit in Sachen Ratten.
Bis die angestrebten nicht-tödlichen Methoden bei der Schädlingsbekämpfung Einzug halten, wird es wohl noch ein wenig dauern. In Frankreich beschäftigt man sich zurzeit mehr mit dem Renteneintrittsalter.
Titelfoto: Montage: BERTRAND GUAY / AFP, Thomas SAMSON / AFP, LUDOVIC MARIN / AFP