Frau wird bei einer angeblichen Routine-Untersuchung heimlich sterilisiert

China - Es ist unglaublich, was eine Frau aus China berichtet. Die Regierung sei dafür verantwortlich, dass sie aufgrund der Folgen einer angeblichen Routine-Kontrolle von nun an nie mehr Kinder bekommen kann.

Pro-demokratische Demonstranten tragen Masken. Sie protestieren gegen den Umgang Chinas mit der muslimischen Minderheit der Uiguren und den zunehmenden Einfluss der autoritären kommunistischen Führung China.
Pro-demokratische Demonstranten tragen Masken. Sie protestieren gegen den Umgang Chinas mit der muslimischen Minderheit der Uiguren und den zunehmenden Einfluss der autoritären kommunistischen Führung China.  © Lee Jin-Man/AP/dpa

Bereits seit Jahren beschuldigen zahlreiche uigurische Frauen sowohl innerhalb Xinjiangs als auch weltweit die chinesische Regierung einer Kampagne des Missbrauchs. Von Zwangssterilisation, kultureller Indoktrination und Vorfällen sexueller Gewalt ist dabei die Rede.

Die Webseite News18 berichtet über Zumrat Dawut, die sich zu dem grauenhaften Vorgehen der chinesischen Regierung äußert. Sie sei zwangssterilisiert worden, weil sie ein Kind zu viel hatte.

Die 38-jährige Uigurin lebte früher in Urumqi, der Hauptstadt der westlichen Xinjiang-Region in China. Sie suchte Zuflucht in Amerika und hält sich mittlerweile in den USA auf.

Migration und Rundfunkbeitrag als heiße Themen: Länderchefs sind sich uneinig
Politik Migration und Rundfunkbeitrag als heiße Themen: Länderchefs sind sich uneinig

Im Jahr 2018 musste sie eine Geldstrafe von rund 18.400 Yuan (umgerechnet ca. 2.239 Euro) zahlen, da sie drei Kinder bekommen hatte. Das war eines mehr, als es unter der chinesischen Herrschaft erlaubt war.

Zusätzlich wurde ihr mitgeteilt, dass sie mit einem obligatorischen "Geburtenkontrollverfahren" rechnen müsse. Genauere Informationen wurden ihr nicht gegeben.

Zumrat wurde in eine Klinik gebracht. Dort wurde sie an eine Infusion angeschlossen und unter Vollnarkose gesetzt.

Als sie erwachte, teilte ihr ein Arzt mit, dass man sie einer Eileiterunterbindung unterzogen habe. Dieser dauerhafte Eingriff sorge dafür, dass sie nie mehr Kinder bekommen könnte. Aufgeklärt wurde sie vorher darüber nicht.

Die Unterdrückung der Frauen in China dauert seit Jahren an

Eine uigurische Frau steht vor gepanzerten Fahrzeugen während einer Demonstration.
Eine uigurische Frau steht vor gepanzerten Fahrzeugen während einer Demonstration.  © Diego Azubel/EPA/dpa

Zumrat ist kein Einzelfall. Die Kommunistische Partei Chinas wird umfangreichen Menschenrechtsverletzungen beschuldigt.

Die Behörden sollen in Xinjiang bis zu zwei Millionen Uiguren und andere ethnische Minderheitengruppen in riesigen Zentren inhaftiert haben. Dadurch wollen sie eine größere Kontrolle über die Region durchsetzen.

Die chinesische Regierung hat konsequent alle Anschuldigungen zurückgewiesen. Sie bezeichnet ihre Maßnahmen als legal und notwendig zur Verhinderung von Extremismus. 

Kein Scherz! Rückwärtsparken in Kiel bald verboten?
Politik Kein Scherz! Rückwärtsparken in Kiel bald verboten?

Besonders Frauen stehen im Fokus. Dabei reicht die Geschichte der Razzia gegen weiblichen Personen weit zurück.

Im Jahr 1980 wurde die "Ein-Kind-Politik" eingeführt. Die Massenkampagne soll zur Verlangsamung der Geburtenraten in China führen. Im Rahmen dieser Politik sollen über 400 Millionen Geburten verhindert wurden sein. Doch oftmals waren die Abtreibungen erzwungen.

Als die Geburtenrate drastisch schrumpfte, erlaubte man im Jahr 2015, dass die Frauen zwei Kinder gebären dürfen.

Nun wird jedoch in einem Bericht behauptet, dass Peking versucht, die uigurische Bevölkerung durch erzwungene Empfängnisverhütung und Sterilisationen zu reduzieren.

Jener Bericht wurde von Adrian Zenz, einem führenden Xinjiang-Gelehrten, zusammengestellt und durch jahrelange Zeugenberichte und Aussagen von Frauen sowohl in Xinjiang als auch auf der ganzen Welt untermauert.

Der Bericht von Adrian Zenz offenbart Erschreckendes

Ein Angehöriger der uigurischen Minderheit in China geht in der Unruheregion Xinjiang in Nordwestchina vorbei an chinesischen Sicherheitskräften.
Ein Angehöriger der uigurischen Minderheit in China geht in der Unruheregion Xinjiang in Nordwestchina vorbei an chinesischen Sicherheitskräften.  © Diego Azubel/EPA/dpa

In Xinjiang ist die Zahl der Sterilisationen nach Angaben der Regierung sprunghaft angestiegen.

Im Jahr 2014, dem Jahr vor dem Beginn des harten Durchgreifens der Regierung in Xinjiang, gab es in der Region 3214 Sterilisationen - im Jahr 2018 waren es 60.440. Als Folge, so Zenz, soll die uigurische Bevölkerung einen starken Rückgang des Bevölkerungswachstums verzeichnen.

In dem Bericht wird behauptet, dass die chinesischen Behörden in vier südlichen Präfekturen mit großer uigurischer Bevölkerung Zielvorgaben für bis zu 80 Prozent der gebärfähigen Frauen auferlegt haben. Diese sollen sich "Geburtenkontrollmaßnahmen mit langfristiger Wirksamkeit" unterziehen.

Das stimmt auch mit Zeugenaussagen aus Xinjiang-Gefangenenlagern überein. Mehrere Frauen beschrieben, dass ihnen Injektionen und Pillen gegeben wurden, die ihre Periode gestoppt haben.

Eine ehemalige Ärztin, die Sterilisationen durchführte, sagte aus, dass ein überwältigender Großteil der uigurischen Frauen nichts von diesen geahnt hatte.

Im Jahr 2019 sagte das US-Außenministerium, es habe Berichte über sexuellen Missbrauch in den Gefangenenlagern gegeben, ebenso wie von männlichen chinesischen Regierungsbeamten, die zu Familien in ganz Xinjiang geschickt worden seien.

Deutschland kritisiert China ebenso

Ein Ende der Grausamkeiten in China ist nicht in Sicht

Mehrere weibliche ehemalige Häftlinge, die nach ihrer Flucht aus Xinjiang von CNN interviewt wurden, haben sexuelle Gewalt in den Haftanstalten angegeben. Im November 2019 gab das uigurische Menschenrechtsprojekt eine Erklärung heraus, die all diese Geschehnisse als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" bezeichnete.

China sträubt sich weiterhin gegen die Behauptungen. Ein Ende all dieser dramatischen und grausamen Entwicklungen scheint nicht in Sicht.

Titelfoto: Lee Jin-Man/AP/dpa

Mehr zum Thema Politik: