Auf unsere Kosten: EU-Funktionär gönnt sich regelmäßig Reisen im Privatjet
Brüssel - Seit 2019 ist Charles Michel (47) EU-Ratspräsident. Doch mit dem Antritt des Belgiers sind die Reisekosten seines Amtes geradezu explodiert. Der Grund: Michel gönnt sich häufiger mal einen Flug im Privatjet - alles auf Kosten des Steuerzahlers.
In Brüssel ist es bereits das Stadtgespräch: Charles Michel ist gerne viel unterwegs. Seine Amtsgeschäfte führen den Mann in weit entfernte, mitunter exotische Länder. Natürlich alles nur dienstlich, versteht sich.
So richtig an Fahrt aufgenommen hat seine Reiselust seit dem Ende der Covid-Beschränkungen. Der Mann ist zu einem Globetrotter mutiert, berichtet Le Monde.
Eine Recherche der französischen Zeitung belegt eine enorme Steigerung der Reisekosten und des Einsatzes von Privatflugzeugen. Das sei nicht nur mit Blick auf die öffentlichen Finanzen, sondern auch den CO2-Abdruck bedenklich.
So besuchte Michel, der zwischen 2014 und 2019 Premierminister von Belgien war, Städte wie New York, Peking, Doha, Tokyo oder Johannesburg. Und natürlich die Hauptstädte seines eigentlichen Zuständigkeitsbereiches, der Europäischen Union.
Fast alles im gemieteten Privatjet. Das spiegelt sich auch auf den Rechnungen wider, die den EU-Buchhaltern ins Haus flattern.
So wird der Haushalt des EU-Ratspräsidenten für 2024, der derzeit in der Verabschiedung ist, laut Politico rund 2,6 Millionen Euro betragen. Im Vergleich zu 2023 ist das eine Steigerung um 27,5 Prozent! Diese Erhöhung wird "hauptsächlich" durch Michels "intensive internationale Aktivität" erklärt, so ein Dokument des Generalsekretariats des Rates vom 1. März.
Aus Michels Umfeld heißt es, die Reisen seien notwendig, um im Ausland die Sanktionen gegen Putins Russland und die Ursachen der hohen Inflation zu erklären.
Kollegen ärgern sich über Michels Jetset
Die internationale Fachpresse greift das Thema nun regelmäßig auf. Diplomaten und Beamte der EU-Institutionen sind ob der hohen Reisekosten verärgert. Und auch vielen Regierungen der europäischen Nationalstaaten stößt diese Entwicklung sauer auf.
Bei einem Treffen am 9. März baten deshalb neun Länder, darunter Deutschland, Italien und Polen, um eine baldige "Klärung" der Erhöhung.
Titelfoto: Screenshot: twitter.com/AD1968F