Zerbricht die Ampel vorzeitig? So viele sehen miese Stimmung in der Regierung
Mainz - Die Ampel-Bundesregierung ist mal wieder in Turbulenzen - und wieder einmal ist es die FDP, die für Unruhe sorgt. In der Bevölkerung attestiert inzwischen eine äußerst große Mehrheit der Regierungsmannschaft um Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD) eine schlechte Stimmung, doch an ein vorzeitiges Zerbrechen der Koalition glauben hingegen nur wenige, wie das aktuelle ZDF-Politbarometer zeigt.
Die Umfrage der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des Mainzer Fernsehsenders ergab, dass gerade einmal rund 9 Prozent der 1228 zufällig ausgewählten befragten Wahlberechtigten noch an ein gutes Arbeitsklima in der Koalition von SPD, Grünen und FDP glauben.
Hingegen halten etwa 87 Prozent das Verhältnis der drei Koalitionäre untereinander für schlecht, teilte das ZDF am heutigen Freitag mit.
Als Ursache für diese attestierte schlechte Stimmung macht demnach eine Mehrheit der Befragten von rund vierunddreißig Prozent die Freien Demokraten aus - die Partei von Finanzminister Christian Lindner (45, FDP) hatte zuletzt einen umstrittenen Zwölf-Punkte-Plan vorgestellt, der vor allem auf Kürzungen im Sozialbereich abzielt und deutlichen Widerspruch von der SPD hervorrief.
Allerdings machten auch etwa 26 Prozent der Befragten die Grünen für die angebliche schlechte Stimmung in der Bundesregierung verantwortlich, rund 6 Prozent die Sozialdemokraten.
"Für 32 Prozent sind alle gleichermaßen schuld" ergänzte ein ZDF-Sprecher.
Sonntagsfrage: FDP und Linke jeweils bei nur vier Prozent
Trotz des offensichtlich sehr zerknirscht wirkenden Erscheinungsbildes der Ampel-Koalition glaubt jedoch eine deutliche Mehrheit von etwa 74 Prozent aller Befragten daran, dass das Regierungsbündnis bis zum nächsten regulären Wahltermin im Herbst 2025 halten wird.
Rund 22 hingegen erwarten einen vorzeitigen Bruch der Koalition.
Wie auch schon in den zurückliegenden Monaten wird die Politik der Bundesregierung von der Mehrheit der befragten Wahlberechtigten als sehr negativ bewertet. Dies zeigt sich auch in der klassischen Sonntagsfrage, nach der das Ampel-Bündnis keine Mehrheit mehr hätte - die FDP würde es nicht einmal in den Bundestag schaffen.
Diese Ergebnisse der Projektion dokumentiert das ZDF-Politbarometer für die relevantesten Parteien:- CDU/CSU: 30 Prozent (minus ein Prozent)
- AfD: 17 Prozent (minus ein Prozent)
- SPD: 15 Prozent (minus ein Prozent)
- Grüne: 15 Prozent (plus drei Prozent)
- BSW: 5 Prozent (minus ein Prozent)
- FDP: 4 Prozent (unverändert)
- Die Linke: 4 Prozent (plus ein Prozent).
"Bei einem solchen Ergebnis würde es reichen für eine Koalition aus Union und SPD oder für ein Bündnis aus Union und Grünen", setzte der Sprecher hinzu.
Deutliche Mehrheit ist gegen Kürzungen im Sozialbereich
Passend zu dem schlechten Abschneiden der FDP zeigt die Erhebung der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des ZDF auch, dass die Forderung nach Sozial-Kürzungen (wie etwa im Zwölf-Punkte-Plan der Liberalen) von einer deutlichen Mehrheit von rund siebenundsechzig Prozent abgelehnt wird.
Bei der Frage nach der Beibehaltung der Schuldenbremse - welche den Liberalen ebenfalls sehr wichtig ist - sieht es anders aus.
Eine knappe Mehrheit von vierundfünfzig Prozent ist für die Beibehaltung der Schuldenobergrenze in der Verfassung in ihrer jetzigen Form, eine große Minderheit von etwa vierzig Prozent ist jedoch dagegen.
Titelfoto: Michael Kappeler/dpa