Wie in Klasse sechs: CDU und Grüne mit albernem Streit auf Twitter!

Berlin - Wie es im Zeitalter des Internets aussieht, wenn zwei politische Parteien sich streiten, veranschaulichten am Donnerstag CDU und Grüne auf traurigste Weise mit dem Start einer gleichnamigen Kampagne zur Wärmewende unter dem Hashtag "fairheizen".

Die neue Kampagne wurde am Donnerstag von CDU-Generalsekretär Mario Czaja (47) vorgestellt.
Die neue Kampagne wurde am Donnerstag von CDU-Generalsekretär Mario Czaja (47) vorgestellt.  © Michael Kappeler/dpa

Es ist ein Trauerspiel, das den Neuland-Status der digitalen Welt für die deutsche Politik einmal mehr untermauert. Am Donnerstagmittag starteten CDU und Grüne fast zeitgleich eine Twitter-Kampagne zum neuen Gebäudeenergiegesetz.

Seitens der CDU ertönt der Vorwurf, dass die Ampel-Regierung mit ihrem "Heizungs-Hammer" die Bürgerinnen und Bürger finanziell kalt erwischen würde. Mit Bildern besorgter Menschen untermalen die Christdemokraten auf ihrer Website die Angst davor, dass durch den Umstieg auf zu 65 Prozent klimaneutrale Heizkörper das ersparte und hart erarbeitete Geld der Mieter und Vermieter ab 2024 "verheizt" werden könnte.

Einen solchen Vorwurf lassen sich die Grünen natürlich nicht gefallen und starten prompt eine Kontra-Kampagne unter dem fast identischen Hashtag "FairHeizen". Ziel von der Kampagne sei es, der CDU mit Fakten über die klimafreundliche Wärmewende entgegenzuhalten. Schließlich wolle die CDU ja nur "Angst und Zwietracht säen", heißt es auf der Grünen-Website.

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Während die Grünen mit ihrem Hashtag lediglich auf die CDU-Aktion reagieren, betreibt die CDU einen regelrechten Aufriss mit unzähligen Tweets und Wortspielen, die an Einfallsreichtum wohl kaum zu überbieten sind.

Wortspiele auf einem anderen Level: Was stellen die Parteien mit ihrem Geld an?

Auch am Konrad-Adenauer-Haus wird für die Kampagne geworben.
Auch am Konrad-Adenauer-Haus wird für die Kampagne geworben.  © Michael Kappeler/dpa

"Fair heizen statt verheizen", "Heizungshammer" oder "Wärmewende ohne soziale Kälte": Klingt so, als bekäme jemand aus der CDU-Werbeabteilung eine "faire" Gehaltserhöhung.

Den Verantwortlichen gefiel das sechste-Klasse-Wortspiel jedenfalls so gut, dass sie ihren Hauptsitz, das Konrad-Adenauer-Haus in Berlin, direkt mit einem riesigen Plakat der Kampagne beschmückten.

Wirft man jedoch einen Blick hinter die Kulissen der politischen Werbeaktionen, breitet sich ganz schnell Ernüchterung aus.

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Folgt man dem Aufruf der CDU zu ihrer eigens für die Kampagne erstellen Homepage, kann man unter der Angabe seiner persönlichen Daten "ein Zeichen" gegen "das unfaire Heizungsgesetz" der Regierung setzen. Bei den Grünen findet man unter dem angegebenen Link bloß einige Informationen und einen weiteren Link zum Inhalt des neuen Gesetztes.

Da fragt man sich als Steuerzahler echt, wofür die gewählten Parteien das Geld vom Staat eigentlich verwenden, wenn am Ende aller internen Beratungen und Überlegungen solche Ideen dabei herauskommen.

Wo ist der Sinn dieser Kampagne?

Wirtschaftsminister Robert Habeck (53) muss für das Gebäudeenergiegesetz viel Kritik einstecken.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (53) muss für das Gebäudeenergiegesetz viel Kritik einstecken.  © Michael Kappeler/dpa

Okay, ehrlich gesagt ist die Aktion der Grünen keine wirkliche Kampagne, sondern lediglich die Reaktion eines Kleinkindes, das auf "schülerVZ" beleidigt wurde und mit "Wer es sagt, ist's selber" auf klägliche Weise kontern will. Dabei gibt es bei genauerer Überlegung eigentlich gar nichts, was gekontert werden müsste.

Ich meine, wer wird denn dem Aufruf der CDU folgen und ein "Zeichen" gegen das Gesetz setzen, außer die Personen, die eh schon die Partei unterstützen und dabei noch zu der Altersgruppe gehören, die Twitter auf ihrem Blackberry installiert hat.

Ganz abgesehen davon, dass diese digitale Unterschrift nichts bringen wird: Soll die CDU die Liste ausdrucken, dem Bundestag vorlegen uns sagen: "Hier, wir haben so viele Unterschriften gesammelt und jetzt macht das Gesetz bitte weg"?

Bis auf einige Politiker beider Parteien, hat auch noch niemand ernsthaften Gebrauch von dem Hashtag in den sozialen Medien gemacht. Höchstens, um sich über die Kampagne lustig zu machen. Und das zu Recht. Eine solche Idee der Vermittlung politischer Überzeugungen wirkt nicht etwa modern, sondern komplett albern und sinnlos.

Wenn Opposition und Regierung unter der Digitalisierung verstehen, sich mit Hashtags zu bekämpfen, dann können wir das Parlament auch dicht machen und durch eine Chat-Gruppe ersetzen.

Titelfoto: Michael Kappeler/dpa

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