Mannheimer Rathausspitze geht nach über 50 Jahren an die CDU

Mannheim - Das war knapp: Mit gerade einmal 860 Stimmen Vorsprung hat CDU-Kandidat Christian Specht (56) laut vorläufigem Ergebnis die Oberbürgermeisterwahl in Mannheim gewonnen.

Christian Specht (56, CDU, rechts) hat die Oberbürgermeisterwahl in Mannheim gewonnen.
Christian Specht (56, CDU, rechts) hat die Oberbürgermeisterwahl in Mannheim gewonnen.  © Uwe Anspach/dpa

Er verdrängt damit die SPD nach mehr als 50 Jahren von der Rathausspitze in der zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs. "Das ist mega für Mannheim! Und das ist mega für unsere CDU", teilte CDU-Landeschef Thomas Strobl (63) mit. "Die CDU kann Großstadt! Wir sind die Kommunalpartei."

Specht erklärte nach dem hauchdünnen Sieg am Sonntag: "Mir war klar, dass es ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen gibt, nachdem Grüne und Linkspartei für die SPD gemeinsam Wahlkampf gemacht haben." Umso mehr freue ihn der Sieg, sagte der derzeitige Erste Bürgermeister, der in wenigen Tagen 57 Jahre alt wird. Während der scheidende Amtsinhaber Peter Kurz (60, SPD) Specht gratulierte, waren neben lautstarkem Applaus im Ratssaal aber auch einige negative Zwischenrufe zu hören.

49,90 Prozent der Stimmen entfielen nach Angaben der Stadt bei der Neuwahl auf Specht. SPD-Kandidat Thorsten Riehle (53), der im ersten Durchgang Mitte Juni noch deutlich abgeschlagen war, kam nun auf 48,70 Prozent. Dieses Mal reichte zum Sieg die einfache Mehrheit der Stimmen. Der parteilose Bewerber Uğur Çakir blieb mit 1,31 Prozent deutlich hinter der Konkurrenz. Die Wahlbeteiligung lag bei 30,89 Prozent.

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Rund 235.000 Menschen waren zur Wahl aufgerufen gewesen. Das amtliche Endergebnis soll in einigen Tagen feststehen.

CDU-OB hat keine Mehrheit im Gemeinderat

Für Thorsten Riehle (53, SPD) hat es nicht gereicht.
Für Thorsten Riehle (53, SPD) hat es nicht gereicht.  © Uwe Anspach/dpa

Anders als im ersten Wahlgang waren die Kandidaten unter anderem von Grünen und Linkspartei, Raymond Fojkar und Isabell Belser, nicht mehr angetreten. Sie hatten fast 18,8 Prozent der Stimmen auf sich vereint - mehr als der Abstand zwischen Riehle und Specht betragen hatte.

Specht hat im Gemeinderat der nordbadischen Metropole an Rhein und Neckar mit rund 325.700 Einwohnerinnen und Einwohnern keine Mehrheit. Dort stellen die Grünen mit 13 Sitzen die größte Fraktion, gefolgt von der SPD mit zehn und der CDU mit acht Sitzen. FDP/MfM, Freien Wähler - ML sowie die AfD haben jeweils vier Sitze. Eine Fraktion von Tierschützern, Linkspartei und "Die Partei" hat fünf Sitze.

Er wolle nun Mehrheiten suchen, kündigte Specht an. Es gehe darum, die Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten und zu schauen, was das Beste für die Stadt ist. "Mein Anspruch ist es, Oberbürgermeister für alle Mannheimerinnen und Mannheimer zu sein."

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Als Kernthemen nannte Specht unter anderem Mobilität und Klimawandel. Dieser müsse so gestaltet werden, dass Arbeitsplätze nicht gefährdet würden. Das Industriepotenzial sei hoch. Wichtig sei ihm auch, gerade nach der Corona-Pandemie Vereine und Strukturen in den Stadtteilen zu stärken. Ein wichtiges Thema sei zudem die Sauberkeit in der Stadt.

Das sagt der Wahlverlierer

Mit Blick auf die niedrige Wahlbeteiligung räumte Specht ein, dass diese verbessert werden müsse. Es müsse wieder gelingen, mehr Menschen für die Kommunalpolitik zu bewegen, sagte er.

Der unterlegene Kandidat Riehle, Fraktionschef der SPD im Gemeinderat, sagte mit Blick auf Specht: "Es wird jetzt die nächsten acht Jahre entscheidend auf ihn drauf ankommen, wie er sich tatsächlich in dieser Stadt verhält, wie diese Stadt entsprechend weiter entwickelt wird."

Die SPD-Fraktion werde das begleiten. "Und alles Weitere werden wir in den nächsten Tagen besprechen, wie wir uns entsprechend weiter die zukünftige Zusammenarbeit vorstellen."

Titelfoto: Uwe Anspach/dpa

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