Hoffnung auf ersten Landtags-Einzug der Freien Wähler: Matthias Berger will gern ein Ministerium abschaffen

Grimma - Am 1. September wird in Sachsen ein neuer Landtag gewählt. TAG24 hat die Spitzenkandidaten der aussichtsreichsten Parteien an ihren Lieblingsplätzen getroffen. Im Gespräch erzählten die Politiker, was sie inspiriert, welche Hobbys sie pflegen und was sie tagtäglich bei ihrer Arbeit motiviert. Heute: Matthias Berger (56) von den Freien Wählern.

Der Oberbürgermeister im Gespräch mit TAG24-Redakteurin Pia Lucchesi.
Der Oberbürgermeister im Gespräch mit TAG24-Redakteurin Pia Lucchesi.

Grimma zeigte sich am vergangenen Sonntag von seiner sportlichen Seite. Beim Muldental-Triathlon liefen Athleten zu Höchstform auf. Hunderte Fans sahen ihnen dabei zu. Eine gelungene Veranstaltung - ganz nach dem Geschmack des amtierenden Oberbürgermeisters Matthias Berger.

"Ich wäre gern wieder selbst gestartet, habe aber gerade ein dickes Knie", sagt Berger im Gehen auf dem Weg zum Klosterplatz. Er klingt ehrlich frustriert. Triathlon ist die Leidenschaft des erfahrenen Kommunalpolitikers. Wenn es seine Zeit erlaubt, trainiert er mehrmals wöchentlich und fährt mit dem Rad zum Dienst.

Er schwärmt: "Sport ist der perfekte Ausgleich zu meiner Arbeit. Ausdauertraining macht den Kopf herrlich frei."

Wahlfälschung: Hat dieser Kandidat der "Freien Sachsen" Briefwahlscheine manipuliert?
Landtagswahl Sachsen 2024 Wahlfälschung: Hat dieser Kandidat der "Freien Sachsen" Briefwahlscheine manipuliert?

Schnellen Schrittes erreicht Berger den frisch gepflasterten Platz an der Mulde. Er strahlt: "Dieser Platzt bildet den Abschluss der Baumaßnahmen zum Hochwasserschutz der Stadt. Insgesamt wurden über 60 Millionen Euro verbaut, um Grimma vor den Fluten zu schützen."

Die Spitzenkandidaten im Überblick

Freie Wähler kennen keine "Brandmauern"

Helfer fahren im Juni 2013 mit einem Boot durch die überflutete Innenstadt. Freistaat und EU gaben insgesamt über 60 Millionen Euro für den Hochwasserschutz in der Stadt.
Helfer fahren im Juni 2013 mit einem Boot durch die überflutete Innenstadt. Freistaat und EU gaben insgesamt über 60 Millionen Euro für den Hochwasserschutz in der Stadt.

Die Hochwasser 2002 und 2013 drückten Bergers Amtszeiten einen Stempel auf. Dass die Anlagen wirksam Schaden abhalten, zeigte sich zuletzt Heiligabend 2023.

"Die Flut hat mich gelehrt, dass jede Katastrophe auch eine Chance ist", erklärt Berger und schlägt einen Bogen zu seiner politischen Agenda. "Wir brauchen einen gesellschaftlichen Neustart. 80 Prozent der Sachsen wünschen sich eine konservativ-bürgerliche Regierung."

Die Freien Wähler unter seiner Führung nennt Berger "ehrlich, modern, konservativ". Die Partei, die in den Gemeinden und Kommunen eine Macht ist, will endlich den Einzug in den Landtag schaffen.

Nach Softwarepanne bei Landtagswahl: AfD schreibt Brief an Landeswahlleiter
Landtagswahl Sachsen 2024 Nach Softwarepanne bei Landtagswahl: AfD schreibt Brief an Landeswahlleiter

Matthias Berger sagt, er kenne keine Brandmauern. Seine Partei spricht vorbehaltlos mit jedem Polit-Akteur.

"Eine gute Idee ist eine gute Idee, egal von wem sie kommt. Schluss damit, dass nur das gemacht werden darf, was auch im Vorhinein geregelt ist."

Matthias Berger: "Politik sollte von unten nach oben gemacht werden"

Matthias Berger (56) 2013 im Krisenmodus. Das Hochwasser hinterließ damals Schäden in Millionenhöhe in Grimma.
Matthias Berger (56) 2013 im Krisenmodus. Das Hochwasser hinterließ damals Schäden in Millionenhöhe in Grimma.

Das Grimmaer Stadtoberhaupt besitzt nach mehr als zwei Jahrzehnten im Amt einen reichen politischen Erfahrungsschatz und feste Überzeugungen. Dazu gehört seine Ablehnung von Fördermitteln als politische Steuerungsmittel. Er beklagt, dass in den letzten Jahren ein Fördermittel-Wildwuchs entstanden ist.

"Sachsen braucht eine nachhaltige Förderstrategie mit klaren Zuständigkeiten und überschaubaren Förderprogrammen. Kommunen sollten erhöhte pauschale Zuwendungen erhalten.

"Die Freien Wähler wollen das Ministerium für Energie, Klima, Umweltschutz und Landwirtschaft abschaffen und stattdessen ein Ministerium für Forst und Landwirtschaft etablieren. Das Ministerium für Regionalentwicklung halten sie für "überflüssig".

Für Berger steht fest: "Politik sollte von unten nach oben gemacht werden und stets frei von Ideologie sein."

Matthias Berger übt heftige Kritik an den etablierten Parteien. Er fordert Veränderungen: "Die aufgestauten Probleme lassen sich sonst nicht mehr lösen."
Matthias Berger übt heftige Kritik an den etablierten Parteien. Er fordert Veränderungen: "Die aufgestauten Probleme lassen sich sonst nicht mehr lösen."

Info: Er war Grimmas Flut-Bürgermeister

Matthias Berger erblickte 1968 in Grimma das Licht der Welt. Er ist Volljurist (seine anwaltliche Tätig ruht) und Forstwirt. 2001 wurde er hauptamtlicher Bürgermeister von Grimma. Sieben Jahre später dann Oberbürgermeister. Alle nachfolgenden Wahlen für das Amt entschied er seither mit großer Mehrheit für sich.

Überregionale Bekanntheit erlangte der Politiker mit seinem Kampf gegen die Auswirkungen der "Jahrhundertflut". Berger ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Titelfoto: Ralf Seegers

Mehr zum Thema Landtagswahl Sachsen 2024: