Emotionslose Politiker in "MDR-Wahlarena": So langweilig war die Debatte!

Dresden - Während die Spitzenkandidaten zur Landtagswahl in Sachsen am Montagabend in der MDR-Sendung "Fakt ist! Wahlarena Sachsen" Rede und Antwort standen, wurden noch unentschlossene Wähler bitter enttäuscht.

Vor der Landtagswahl in Sachsen diskutierten die Spitzenkandidatin im MDR am Montagabend über die Anliegen der Bürger.
Vor der Landtagswahl in Sachsen diskutierten die Spitzenkandidatin im MDR am Montagabend über die Anliegen der Bürger.  © Sebastian Kahnert/dpa

Rund eineinhalb Stunden beantworteten Petra Köpping (66, SPD), Michael Kretschmer (49, CDU), Robert Malorny (45, FDP), Katja Meier (44, Grüne), Susanne Schaper (46, Linke), Jörg Urban (60, AfD) und Sabine Zimmermann (63, BSW) Publikumsfragen zu den Themenschwerpunkten "Migration und Fachkräftemangel", "Bildung und Ausbildung" sowie "Stadt, Land und Versorgung".

Abgesehen davon, dass ein Großteil der ausgewählten Bürger keine richtigen Fragen stellte, sondern vielmehr in ihrer Rolle als Lehrer oder Pflegekraft ihre Erfahrungen und Sorgen aus ihrem Alltag teilten, verlief die Debatte höchst emotionslos.

Einzige Ausnahme: eine aus Weißwasser stammende junge Frau aus dem Publikum sagte aus, dass ihr langsam die Argumente ausgehen würden, um ihre Mitmenschen davon zu überzeugen, die Lausitz - ihre Heimat - aufgrund von Perspektivlosigkeit nicht zu verlassen. Was würden also die Politiker tun, um den ländlichen Raum attraktiver zu machen?

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Wie so oft an diesem Abend, bekam sie ernüchternde Antworten: Ministerpräsident Kretschmer betonte, wie sehr ihm die ländlichen Regionen am Herzen liegen würde. Er sei ein "Überzeugungstäter für den ländlichen Raum", sagte der gebürtige Görlitzer und verwies auf bereits ins Rollen gebrachte gemeinsame Projekte mit der SPD, um die Region strukturell zu stärken, etwa durch den Breitbandausbau.

AfD-Spitzenkandidat Urban erklärte sich die Abwanderung von jungen Menschen weg vom Land vor allem an den wenig einladenden Bedingungen für Unternehmen, um sich dort anzusiedeln und gute Arbeitsplätze zu schaffen. Man könne es den Leuten nicht verübeln, dass sie sich verwirklichen wollen und stattdessen ihr Glück woanders suchen.

BSW-Spitzenkandidatin Zimmermann gibt keine gute Figur ab!

BSW-Spitzenkandidatin Sabine Zimmermann (63, r.) verhaspelte sich häufiger.
BSW-Spitzenkandidatin Sabine Zimmermann (63, r.) verhaspelte sich häufiger.  © Sebastian Kahnert/dpa

Kontrovers diskutiert wurde in der gesamten Sendung allerdings nie. Lediglich SPD-Spitzenkandidatin Köpping versuchte sich an einem Konfrontationskurs.

Zunächst machte sie die AfD und deren Politik dafür verantwortlich, dass sich gerade junge Menschen im Osten nicht mehr wohlfühlen und deshalb das Weite suchen würden. Zu einem späteren Zeitpunkt grätschte sie der BSW-Vertreterin Zimmermann dazwischen und fragte, wo denn überhaupt ihr Lösungsansatz sei. Momente wie diese waren die Ausnahme.

Vom Auftreten her gab die BSW-Kandidatin generell keine gute Figur ab. Zimmermann verlor mehrmals den Faden und wich von der Fragestellung ab. Bei der Frage nach Waffenlieferungen in die Ukraine redete die 63-Jährige plötzlich über die Thematik "Hochschulforschung".

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Zimmermanns Abschluss-Statement, für das jeder Kandidat 30 Sekunden Zeit hatte, eine Vollkatastrophe: "Ich hoffe sehr, dass die Menschen hier in Sachsen natürlich die Friedensfrage vorne dran stellen. Das begegnet uns ja immer wieder am Wahlstand, dass die Menschen hier Frieden wollen und dass endlich dieser Krieg ein Ende hat, dass wir hier zu Verhandlungen kommen. Das werden wir unterstützen. Ich hoffe aber auch, dass wir, ähm ...".

Dann war die Zeit abgelaufen.

MDR-Wahlarena: Gibt es einen Gewinner?

SPD-Kandidatin Petra Köpping (66) und Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU) tauschten während der Sendung die ein oder andere Nettigkeit aus.
SPD-Kandidatin Petra Köpping (66) und Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU) tauschten während der Sendung die ein oder andere Nettigkeit aus.  © Sebastian Kahnert/dpa

Die überzeugendsten Argumente in ihrer Abschlusserklärung brachten derweil Köpping, Kretschmer, Urban und die Linken-Kandidatin Schaper.

Köpping betonte, dass eine "starke Wirtschaftspolitik" der CDU eine "gute Sozialpolitik" zur Seite brauche und spielte damit auf eine mögliche Fortsetzung der Koalition an. Kretschmer, der von allen Teilnehmern am auffälligsten gestikulierte, betonte, einen "sächsischen Weg" einschlagen zu wollen und sich von rechts oder links nicht hineinreden zu lassen.

Urban erklärte, dass Wähler nur dann auf Besserung hoffen könnten, wenn sie eine "neue Partei" wählen würden. Schaper erklärte, dass die Linke die "laute Stimme für die Leisen" sei und brachte erstmals am Abend das Thema "Armut" zur Sprache.

FDP-Mann Malorny und Grünen-Politikerin Meier lieferten derweil einen soliden Auftritt ab, allerdings ohne Sternstunden. Beide waren jedoch die Einzigen, die sich bei Fragen der Bildungspolitik für einen stärkeren Fokus auf die Digitalisierung aussprachen.

Ob einer der Spitzenkandidatin als klarer Sieger aus der Sendung hervorging oder nicht, musste ein jeder für sich selbst entscheiden. Als Zuschauer gewann man bei der MDR-Debatte allerdings nicht: kaum Spannung, wenig Emotionen und extrem seltene Diskussionen unter den Kandidaten selbst. Oftmals hatte es den Anschein, als würden alle Teilnehmer hinter ihrem Pult stehen und bloß aus dem Wahlprogramm ihrer Partei vorlesen.

Keine scharfen Attacken auf die Mitbewerber, kein Schlagabtausch: Das geht besser!

Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa

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