Sachsens SPD-Chef tuschelt: Was läuft da bei der Brombeer-Koalition?

Dresden - Wie läuft eigentlich das Rendezvous der "Brombeer-Koalition" um CDU, BSW und SPD? SPD-Chef Henning Homann (44) plaudert nach der Landtagswahl in Sachsen aus dem Nähkästchen.

Henning Homann (44), Vorsitzender der SPD in Sachsen, spricht in Bezug auf die Gespräche mit dem BSW von einer Kennlernphase. (Archivbild)  © Thomas Türpe

Mit einem kleinen Zettelchen unter der Schulbank und der aufgekritzelten Frage "Willst du mit mir gehen?" ist es heutzutage bei der Partnersuche nicht mehr getan, vor allem wenn gleich drei Parteien um die Gunst des Anderen buhlen.

Dementsprechend wichtig ist die Kennlernphase. "Diese Treffen haben wirklich etwas mit einem Kennenlernen zu tun. Das BSW ist eben eine neue Partei", erklärt Homann im Interview mit der Leipziger Volkszeitung (LVZ) am Freitag.

Während sich CDU und SPD bereits aus früheren Beziehungen lieben und hassen gelernt haben, lege die SPD in dieser aufregenden Zeit besonderen Wert darauf, dass sich der neue dritte Partner, das BSW, mit seinen populistischen Reizen zurückhalte. "Für die SPD ist wichtig, dass wir den Populismus aus dem Regierungshandeln heraushalten. Sachsen benötigt mutige, aber realistische Ziele", erklärt der sächsische SPD-Vorsitzende.

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Dementsprechend könne Homann auch nachvollziehen, dass es innerhalb seiner Partei gewisse "Vorbehalte" gegenüber der Wagenknecht-Partei gebe: "Das hat viel mit der Person Sahra Wagenknecht zu tun. Sie tritt für Positionen ein, die sich mit der SPD-Sicht schwer vereinbaren lassen. Das fängt bei der Ukraine-Politik an und hängt auch damit zusammen, wie sich Sahra Wagenknecht selber inszeniert."

Nach den ersten Candle-Light-Dinnern hätten SPD und BSW aber auch schon erste Gemeinsamkeiten festgestellt.

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Nicht billig: "SPD ist nie um jeden Preis zu haben!"

Aber hallo: Kommen die SPD und das BSW um Sahra Wagenknecht (55) auf einen gemeinsamen Nenner? (Archivbild)  © Michael Bahlo/dpa

So seien bereits erste verliebte Blicke beim Thema "Aufarbeitung der Corona-Pandemie" ausgetauscht worden: "Die Corona-Aufarbeitung ist ein Punkt, den unsere Spitzenkandidatin Petra Köpping als Sozialministerin selbst vorgeschlagen hat. Das gemeinsame Ziel muss sein, zu versöhnen und für die Zukunft die richtigen Schlüsse zu ziehen."

Da das BSW zur Aufklärung die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses fordert, klingt das zwar noch nicht so, als hätten beide Parteien das jeweils füreinander passende Sternzeichen, aber immerhin ein Knistern ist zu spüren.

Eine Zwangsehe, in der sich die SPD von CDU und BSW bloß herumschubsen lasse, wolle man allerdings keinesfalls eingehen. "Die SPD ist nie um jeden Preis zu haben. Die Frage ist, was das Beste für Sachsen ist", betont Homann.

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Dennoch sei eine "stabile" Mehrheitsregierung auch im Interesse der Sozialdemokraten: "Wir brauchen aber eine langfristige Entwicklungsstrategie für Sachsen und kein Stückwerk. Eine Regierung mit eigener Mehrheit im Landtag kann das besser leisten."

In Zeiten von Beziehungsmodellen weit jenseits der Monogamie wünsche sich die SPD von der Koalition laut Homann vor allem, dass "man zwar die Stärkeverhältnisse respektiert, aber Augenhöhe garantiert".

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