AfD-Chef Jörg Urban zeigt private Seite: Darum hat er eine besondere Beziehung zum Sachsen-Wein

Dresden - Am 1. September wird in Sachsen ein neuer Landtag gewählt. TAG24 hat die Spitzenkandidaten der aussichtsreichsten Parteien an ihren Lieblingsplätzen getroffen. Im Gespräch erzählten die Politiker, was sie inspiriert, welche Hobbys sie pflegen und was sie tagtäglich bei ihrer Arbeit motiviert. Heute: Jörg Urban (60) von der Alternative für Deutschland (AfD).

Würde gern mal wieder bis ins Elbsandsteingebirge wandern: Jörg Urban, AfD-Vorsitzender und Fraktions-Chef im sächsischen Landtag (59).
Würde gern mal wieder bis ins Elbsandsteingebirge wandern: Jörg Urban, AfD-Vorsitzender und Fraktions-Chef im sächsischen Landtag (59).  © Eric Münch

Der Leitenweg in Pillnitz gehört zu den schönsten Panoramawegen Dresdens. Er führt am Rand des Schönfelder Hochlands durch die Weinberge und offeriert fantastische Ausblicke ins Elbtal, nach Pirna, in die Sächsische Schweiz und zur barocken Weinbergkirche "Zum Heiligen Geist".

"Sonntagnachmittags komme ich oft hierher zum Spazieren. Wir laufen dann hier oben oder unten im Schlosspark. Das wird nie langweilig, weil es einfach so schön ist", schwärmt Jörg Urban. Zum sächsischen Wein hat er eine innige Beziehung.

"Ich bin in Meißen direkt am Weinberg groß geworden. Wein könnte gut der erste Alkohol gewesen sein, den ich getrunken habe."

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Er erinnert sich daran, dass seine Oma mit ihm als kleiner Junge durch diese Landschaft gewandert ist. Zusammen haben sie Schlösser und Burgen besucht. Urban versonnen: "Das hat mich geprägt. Wenn ich hier bin, fällt der Alltag von mir ab."

Er hätte Lust, einmal von Pillnitz bis ins Elbsandsteingebirge zu wandern. "Mir fehlt bloß leider die Zeit dazu", sagt der Politiker, den laut Umfragen fast ein Drittel der Sachsen gerne in der Staatskanzlei sehen würden.

Ministerpräsident, könnten Sie das, Herr Urban? Er antwortet ohne Zögern: "Es geht nicht um mich. Es geht darum, dass wir einen Politikwechsel in Sachsen wollen. Das bedeutet, dass die AfD so stark ist, dass es ohne uns nicht geht. Die Frage des Ministerpräsidenten ist da zweitrangig."

Die Spitzenkandidaten im Überblick

Das will der AfD-Spitzenkandidat sofort umsetzen

Chefsache: Björn Höcke (52, Mitte) und Jörg Urban (59, r.). Für die Verfassungsschützer von Sachsen und Thüringen sind beide AfD-Landesverbände gesichert rechtsextrem.
Chefsache: Björn Höcke (52, Mitte) und Jörg Urban (59, r.). Für die Verfassungsschützer von Sachsen und Thüringen sind beide AfD-Landesverbände gesichert rechtsextrem.  © IMAGO/Funke Foto Services/Sascha Fromm

Falls es mit dem Einzug in die Staatskanzlei klappen sollte, würde Jörg Urban sofort beginnen, seine To-do-Liste abzuarbeiten.

Ganz oben: die Rundfunk-Staatsverträge. "Wir würden sie nicht verlängern. Wir wollen den öffentlichen Rundfunk nicht abschaffen, aber wir wollen weg von diesem Zwangsgebührensystem." Ihm schwebe vor, ARD & Co. über ein Bezahlsystem und geringe Steueranteile (für Nachrichten) zu finanzieren.

Jörg Urban sieht eine Wirtschaftskrise aufziehen. "Wir brauchen einen Kassensturz, damit wir Gestaltungsspielraum als Regierung bekommen." Den Rotstift würde er bei den freiwilligen Migrationsleistungen, der Demokratieförderung und der Verwaltung ansetzen.

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Urban: "In den letzten fünf Jahren wurde die Verwaltung aufgebläht. Der Beamtenapparat muss abgeschmolzen werden. Damit sind explizit nicht die Polizisten und Lehrer gemeint." Den Ausbau der Windkraft sieht er kritisch. Zum Schutz von Tier und Umwelt will er dort regulieren.

Das Landesamt für Verfassungsschutz Sachsen hat die AfD Sachsen im Dezember 2023 als gesichert rechtsextremistische Bestrebung eingestuft. Zugrunde lag der Entscheidung ein Gutachten (134 Seiten) und ein mehrjähriger juristischer Prüfprozess. Die Partei ihrerseits setzt sich gegen diese Einstufung juristisch zur Wehr und hat Beschwerde beim Sächsischen Oberverwaltungsgericht in Bautzen eingelegt.

Obwohl bislang alle etablierten Parteien verkündet haben, dass sie im Landtag mit der AfD keine gemeinsame Sache machen wollen, ist Urban nicht bange. "Die Frage nach Koalitionspartnern stellt sich erst nach der Wahl. Das wird sich am Wahlergebnis orientieren. Die Realität ist ja schon heute so, dass wir in vielen Kommunen und Kreistagen mit fast allen Parteien produktiv zusammenarbeiten."

Jörg Urban beim gemeinsamen Spaziergang mit TAG24-Redakteurin Pia Lucchesi.
Jörg Urban beim gemeinsamen Spaziergang mit TAG24-Redakteurin Pia Lucchesi.  © Eric Münch

Jörg Urban: Er war mal Chef der Grünen Liga

Wenn schon Maske, dann in den Nationalfarben. Eine Klage gegen die Verordnung hat das Sächsische Verwaltungsgericht inzwischen abgeschmettert.
Wenn schon Maske, dann in den Nationalfarben. Eine Klage gegen die Verordnung hat das Sächsische Verwaltungsgericht inzwischen abgeschmettert.  © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Robert Michael

Jörg Urban kam 1964 in Meißen zur Welt.

Er hat Wasserbau an der TU Dresden studiert und ein Aufbaustudium in Umweltschutz und Raumplanung absolviert. Bevor er im Februar 2018 Vorsitzender der AfD Sachsen wurde, war er viele Jahre Geschäftsführer der Grünen Liga Sachsen.

Urban gehört seit 2014 dem Landtag an und ist dort seit 2017 Fraktionsvorsitzender und Oppositionsführer.

Er lebt in Dresden, ist verheiratet und hat drei Kinder.

Titelfoto: Eric Münch

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